Ein Paukenschlag in der österreichischen Gesundheitslandschaft: Ein Generationswechsel in der Führungsspitze der niederösterreichischen Ärztekammer bringt frischen Wind und neue Visionen. Nach über 30 Jahren übergibt der renommierte Allgemeinmediziner Dr. Max Wudy die Führung an die dynamische und visionäre Dr. Dagmar Fedra-Machacek. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Ärztekammer, sondern das gesamte Gesundheitswesen in Niederösterreich nachhaltig beeinflussen.
Ein Blick zurück: Die Ära Dr. Max Wudy
Dr. Max Wudy, ein Name, der in den letzten drei Jahrzehnten untrennbar mit der Ärztekammer in Niederösterreich verbunden war. Als Obmann der niedergelassenen Kurie hat er zahlreiche Meilensteine erreicht. Seine Karriere begann in einer Zeit, als das österreichische Gesundheitssystem noch vor ganz anderen Herausforderungen stand. Doch was hat Wudy in seiner langen Amtszeit tatsächlich erreicht?
- Honorarsystem: Unter der Führung von Wudy erlebte Niederösterreich eine bemerkenswerte Entwicklung der ärztlichen Honorare. Im Vergleich zu anderen Bundesländern liegt es heute an der Spitze.
- Gruppenpraxen: Wudy trieb die Verbesserung der ärztlichen Zusammenarbeitsformen voran. Besonders die Gruppenpraxen profitierten von seiner Verhandlungsgeschicklichkeit, etwa durch die Abschaffung von Abschlägen im Jahr 2015.
- Primärversorgung: Ein Meilenstein war die Einführung der ‚Basisvereinbarung für die Primärversorgung‘, die als Grundlage für den Gesamtvertrag auf Dachverbandsebene diente.
- Wochenendbereitschaft: Die Reduzierung des Wochenendbereitschaftsdienstes von 24 auf 6 Stunden verbesserte die Lebensqualität der Ärzte erheblich.
Der Wandel: Dr. Dagmar Fedra-Machacek übernimmt
Mit Dr. Dagmar Fedra-Machacek zieht eine neue Generation in die Führungsetage ein. Die 43-jährige Medizinerin aus Perchtoldsdorf bringt frischen Wind und neue Ideen mit. Ihre Vision ist es, das Gesundheitssystem für junge Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu gestalten und die Bürokratie abzubauen. Doch was bedeutet das konkret?
Attraktive Arbeitsbedingungen für junge Mediziner
Fedra-Machacek hat ein klares Ziel: Die Niederlassung muss für den medizinischen Nachwuchs attraktiv bleiben. Dies umfasst effizientes Ressourcenmanagement, moderne Gesamtverträge und die Stärkung der klinischen Tätigkeit. In einem kürzlich geführten Interview betonte sie: „Der Schlüssel liegt in der Balance zwischen ausreichender Honorierung und der Möglichkeit, echte Beziehungsarbeit mit den Patienten zu leisten.“
Die Einführung des Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit wird die Verankerung des neuen Facharztes für Allgemein- und Familienmedizin in der medizinischen Ausbildung sein. „Die Primärmedizin darf kein Lippenbekenntnis bleiben“, so Fedra-Machacek. Die gesetzliche Einführung im Februar 2024 war nur der erste Schritt.
Herausforderungen und Chancen
Die Übernahme der Führung bringt nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen mit sich. Niederösterreich steht vor gesundheitspolitischen Turbulenzen, die eine starke Interessenvertretung erfordern. Die Ärztekammer versteht sich dabei nicht als Selbstzweck, sondern als innovative Kraft im Dienste der Ärzteschaft.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Zeit, die Ärzte für ihre Patienten haben. Fedra-Machacek betont: „Ohne Zeit für Zuwendungsmedizin verlieren wir das Vertrauen unserer Patienten.“ Daher ist es essenziell, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Ärzte wieder mehr Zeit für ihre Patienten gewinnen können.
Ein Blick in die Zukunft
Was bringt die Zukunft für das niederösterreichische Gesundheitssystem? Experten sind sich einig, dass die kommenden Jahre entscheidend sein werden. Die Themen Digitalisierung, Ausbau der Primärversorgung und die Anpassung an demografische Veränderungen stehen ganz oben auf der Agenda. Fedra-Machacek plant, diese Herausforderungen mit einer Mischung aus Innovation und bewährten Methoden anzugehen.
Plausible Zukunftsszenarien
Ein mögliches Szenario könnte die verstärkte Nutzung von Telemedizin sein, um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern. Ebenso denkbar ist die Etablierung neuer Kooperationsmodelle zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen, um Synergien zu nutzen.
Politische Unterstützung und gesellschaftliche Akzeptanz
Der Generationswechsel in der Ärztekammer ist auch ein politisches Signal. Präsident Dr. Harald Schlögel zeigt sich erfreut über die Entwicklung und betont die Bedeutung einer reibungslosen Zusammenarbeit. „Die Ärztekammer wird nur jünger und weiblicher, wenn wir engagierte Ärztinnen fördern“, so Schlögel.
Die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Veränderungen ist hoch. Die Bevölkerung sieht die Notwendigkeit, das Gesundheitssystem nachhaltig zu stärken und ist bereit, neue Wege zu gehen.
Fazit
Der Generationswechsel in der niederösterreichischen Ärztekammer markiert den Beginn einer neuen Ära. Mit Dr. Dagmar Fedra-Machacek an der Spitze könnte sich das Gesundheitssystem entscheidend weiterentwickeln. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die gesteckten Ziele erreicht werden und welche neuen Herausforderungen auf die Ärzteschaft zukommen. Eines ist sicher: Die Weichen sind gestellt, und die Reise hat gerade erst begonnen.