Wien (OTS) – Die Weltwirtschaft hat die Handelsturbulenzen der ersten
Jahreshälfte
2025 überstanden, die langfristigen Auswirkungen jedoch werden sich
erst in den kommenden Quartalen bemerkbar machen. „Die Weltwirtschaft
federt den Schock der neuen Zölle ab. Nach einem Sommer, der von
Handelsabkommen und einem schrittweisen Anstieg der US-Zölle geprägt
war, zeigt sich die Weltwirtschaft überraschend widerstandsfähig.
Viele österreichische Unternehmen haben sich gut vorbereitet und
konnten die Schocks antizipieren, in Szenarien planen und so ihre
Strategien entsprechend agil anpassen“ , sagt Dagmar Koch, Country
Managerin von Coface Österreich.
Der durchschnittliche US-Zollsatz liegt derzeit bei rund 18
Prozent (nach einem Höchststand von 36 Prozent kurz nach dem
Liberation Day) und damit deutlich über den 2,5 Prozent, die unter
der Biden-Regierung zu beobachten waren. Die US-Wirtschaft wurde
zudem durch starke Investitionen in künstliche Intelligenz gestützt.
Allerdings zeigen sich in den USA erste Anzeichen einer
konjunkturellen Abschwächung – bei Beschäftigung, Inflation und
Wirtschaftswachstum –, was auf die negativen Auswirkungen der
Zollmaßnahmen auf die Makroökonomie hindeutet.
Coface baut diesen Umgang mit der verschärften US-Handelspolitik
in ihre Länder- und Branchenrisiken mit ein. Auch deswegen hat Coface
5 Änderungen bei den Länderbewertungen vorgenommen (darunter 4
Hochstufungen) und 16 Änderungen bei den Branchenbewertungen (
darunter 9 Hochstufungen).
Gemischte Konjunkturaussichten in Ost und West
Die USA halten sich, dank der Binnennachfrage, vorerst besser als
erwartet, während China voraussichtlich weiter an Schwung verlieren
wird und das Wachstum in der Eurozone trotz der erwarteten (geringen)
Erholung in Deutschland weiterhin schleppend verlaufen wird. Indien
verzeichnet ein starkes Wachstum von +7,6 Prozent im ersten Halbjahr,
Polen bleibt mit +3,4 Prozent (Q2/2025, zum Vorjahr) stabil, und die
Aussichten für den gesamten afrikanischen Kontinent haben sich
verbessert (+4,1 Prozent für 2025 gegenüber 2024). Coface rechnet
2025 mit einem globalen Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent und 2026
mit 2,4 Prozent.
Geringes Wachstum für Österreich
Die Aussichten für Österreich hat eine erhebliche Revision im
vergangenen Sommer auf den Kopf gestellt. Nach einer 1 ½-jährigen
Rezession, ist die österreichische Wirtschaft speziell im
Winterhalbjahr 2024/25 stärker gewachsen. Mitverantwortlich hierfür
waren stärkere Konsumausgaben auf privater, aber auch öffentlicher
Seite. Letztere dürften allerdings auf absehbare Zeit eher rückläufig
sein, da die Regierung angesichts des EU-Defizitverfahrens auf einen
disziplinierten Sparplan pocht. Der erwartete Nachfrageschub, der von
der deutschen Industrie erwartet wird, wird sich wohl zeitlich nach
hinten verschieben. Daher rechnet Coface nach einem Wachstumsplus von
0,4 Prozent im Jahr 2025, im Jahr 2026 mit einem Plus von 0,6
Prozent. „Angesichts dieser nur verhaltenen Wirtschaftserholung und
des Defizitverfahrens behält Österreich seine A3-Bewertung bei, was
für ein befriedigendes Risikoumfeld für Geschäftsaktivitäten sowie
für die gesamte wirtschaftliche und politische Lage im Land steht“ ,
erläutert Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux &
DACH bei Coface.
Anstieg der Insolvenzen
Die Unternehmensinsolvenzen sind global in der ersten Hälfte des
Jahres 2025 weiter gestiegen. Der von Coface ermittelte Gesamtindex
für die fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist gegenüber 2024 um 4
Prozent gestiegen – mit deutlichen Zuwächsen in Europa (+11 Prozent)
und im asiatisch-pazifischen Raum (+12 Prozent), während Nordamerika
stabil bleibt. Zwar dürften niedrigere Zinsen und ein leichterer
Zugang zu Krediten im Jahr 2026 für eine gewisse Entlastung sorgen,
doch unterstreicht der aktuelle Trend die Anfälligkeit von
Unternehmen, die mit hohen Kosten und einer unsicheren Nachfrage zu
kämpfen haben.
Instabilität ist zur Norm geworden
Der Coface-Index für soziale und politische Risiken hat mit 41,1
Prozent einen historischen Höchststand erreicht, der selbst die
Stände während der Pandemie übertrifft und politische Risiken zu
einem wichtigen strukturellen Parameter der Weltwirtschaft macht.
Große internationale Konflikte bestehen weiterhin, während sich die
innenpolitischen Spannungen insbesondere in Afrika (Burkina Faso,
Niger usw.), Pakistan und im Libanon verschärfen. In den USA ist der
Risikoanstieg am stärksten, was mit einer zunehmenden
institutionellen Fragilität und einem Anstieg des Populismus
zusammenhängt. In Europa steht Frankreich vor einer schweren und
beispiellosen politischen Krise. Dieser Kontext zwingt die
Unternehmen zu erhöhter Wachsamkeit und einer kontinuierlichen
Anpassung ihrer Strategien.
Die Golfstaaten erfindet sich neu
Die Golfstaaten (GCC), welche neben Bahrain, Katar, Kuwait und
Oman auch Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate
umfasst ist nach wie vor eine der dynamischsten Wirtschaftsstandorte,
angetrieben durch eine beschleunigte wirtschaftliche
Diversifizierung: Seit Ende 2024 machen die Wirtschaftszweige
außerhalb der Ölwirtschaft fast 70 Prozent der Bruttowertschöpfung
aus. Das Wachstum des GCC wird 2025 voraussichtlich 3,8 Prozent und
2026 4 Prozent erreichen, getragen von starker Binnennachfrage und
staatlichen Initiativen wie die „Saudi Vision 2030“ in Saudi-Arabien.
Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien haben zudem
Rekordzuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen verzeichnet (46
bzw. 32 Milliarden Dollar im Jahr 2024) und stärken ihre Integration
in globale Wertschöpfungsketten. Die anhaltende Abhängigkeit von
Kohlenwasserstoffen und ein anhaltender Rückgang der Ölpreise könnten
jedoch die öffentlichen Budgets der Länder schwächen und somit die
Fertigstellung mehrerer Großprojekte verzögern.
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