Wien (OTS) – Am Ostermontag, dem 21. April 2025, würdigt der
„dokFilm“ um 22.15
Uhr in ORF 2 und auf ORF ON mit dem Porträt „Al Pacino – Vom Underdog
zur Filmlegende“ die Hollywood-Ikone zum 85. Geburtstag. Regisseur
Jean-Baptiste Péritié zeichnet darin den Weg eines Outsiders nach,
der sich ganz nach oben kämpfte, doch sich auf dem Weg dorthin zu
verlieren drohte. Die 2021 entstandene Doku schildert, wie der Italo-
Amerikaner aus der New Yorker Bronx von Ängsten, inneren Dämonen und
seiner Alkoholsucht gepeinigt wurde, sich aber schließlich mit seinem
überwältigenden Erfolg aussöhnen konnte. Anschließend, um 23.10 Uhr,
steht Sidney Lumets preisgekrönter Filmklassiker „Serpico“ aus dem
Jahr 1973 auf dem Programm. Der auf wahren Begebenheiten basierende
Thriller, in dem Pacino den gebrochenen New Yorker Cop Frank Serpico
verkörpert, löste umwälzende Reformen im System der New Yorker
Polizei aus.

„Al Pacino – Vom Underdog zur Filmlegende“ (22.15 Uhr)

Vielfach preisgekrönter Schauspielgigant, lebende Legende und einer
der prägendsten Hollywoodstars des 20. Jahrhunderts: Der am 25. April
1940 geborene Al Pacino hat in seinen Rollen die verborgenen Welten
der italienischen Mafia, jene von Schwulenrechtsaktivisten oder
Gangstern durchforstet und Figuren geschaffen, die unvergesslich
bleiben: von Michael Corleone in „Der Pate“ bis zu Tony Montana in
„Scarface“ oder dem titelgebenden „Serpico“. Als er einst als
Platzanweiser ins Dunkel der Kinosäle vordrang, war er schon längst
vom Schauspielvirus infiziert. Immer wieder stachelte Al Pacinos
Mutter ihren kleinen Sohn auf, bestimmte Szenen aus Filmen
nachzuspielen – und Alfredo lieferte. Die Kindheit des Sprösslings
italienischer Einwanderer in die USA war jedoch alles andere als
idyllisch. Als Scheidungswaise wuchs er mit Mutter und Großeltern in
der New Yorker Bronx auf – ein hartes Pflaster. Mit neun Jahren
rauchte er Zigaretten, mit 13 Haschisch. Seine Freunde gaben ihm den
Spitznamen „The Actor“, sein Weg auf die Bühne und vor die Kamera
schien vorgezeichnet, war aber alles andere als ausgemachte Sache.
1970 suchte New York eine veritable Heroinkrise heim und Pacino
spielte seine erste Hauptrolle im Film zur Stunde – wiewohl eine Low-
Budget-Produktion: In „The Panic In Needle Park“ gab er irritierend
realistisch einen kleinkriminellen Junkie. Der erste Erfolg forderte
seinen Tribut, der Jungstar blieb im Milieu hängen und verbrachte
viel Zeit mit seinen neugewonnenen Freunden – echten Drogenkranken –
an dem Heroin-Umschlagplatz.

Das Paradoxon: Je mehr Al Pacino Anerkennung erfuhr, desto mehr
schien dies an seinem Selbstwertgefühl zu nagen, ihn zu lähmen. 1972
verweigerte er die Reise zu den Filmfestspielen nach Cannes, um sich
für seine Leistung in Francis Ford Coppolas „Der Pate“ feiern zu
lassen, die ihn über Nacht zur Ikone machte. Was Pacino letztlich
rettete, war das Theater. Lee Strasberg wurde ihm am Actors Studio
zum Mentor, am Broadway spielte Pacino Klassiker. Und die Zeit war
reif für Schauspieler wie ihn, die so gar nicht dem
stromlinienförmigen Ideal des US-Helden entsprechen: Dustin Hoffman
etwa gelingt der Durchbruch in „Die Reifeprüfung“.

Jean-Baptiste Péritié zeichnet in seinem Film das Porträt eines
Zerrissenen, der sich immer wieder seinen Ängsten, Süchten und
Abgründen stellen muss und letztlich triumphiert. Ohne sich dem
sogenannten Zeitgeist anzubiedern, verstand Al Pacino es, diesen
kompromisslos realistisch auf die Leinwand zu bringen und sicheres
Terrain zu verlassen: In „Cruising“, einem Projekt, das er mit Verve
verfolgte, begab er sich als Undercover-Detektiv ins New Yorker
Schwulenmilieu, in „Scarface“ spielte er den Drogenbaron Tony
Montana. Für „Der Duft der Frauen“ erhielt er 1992 den Oscar als
bester Hauptdarsteller. Auch heute ist der Schauspieler, Regisseur
und Filmproduzent noch kein bisschen leise: Die Internet Movie
Database listet acht Produktionen auf, für die er derzeit vor der
Kamera steht oder stehen wird, und im Alter von 83 Jahren wurde Al
Pacino sogar abermals Vater.