Wien (OTS) – Im Plenum des EU-Parlaments wurde auf Antrag der Tiroler
EU-
Abgeordneten Sophia Kircher (ÖVP) ein Projekt zur Verwendung von KI-
gestützten Übersetzungssystemen im Eisenbahnverkehr eingebracht. Der
Fachbereich Eisenbahn der Gewerkschaft vida kritisiert diesen Vorstoß
scharf. Es handle sich um eine völlige Verschwendung von Steuergeld
und Zeit, die das Ziel eines einheitlichen europäischen
Schienenverkehrsmarkts klar verfehlt.

„Gerade der grenzüberschreitende Güterverkehr ist auf verbindlich
harmonisierte Regelungen angewiesen. Statt endlich einheitliche
Betriebsvorschriften oder Signalsysteme umzusetzen, wird mit
populistischen Anträgen zur Sprachregelung von den echten Problemen
abgelenkt“, so der Eisenbahn-Fachbereichsvorsitzende Gerhard
Tauchner.

Sprachkompetenz ist sicherheitsrelevant
Die Gewerkschaft vida warnt davor, die Sprachkompetenz der
Lokführer:innen durch KI zu ersetzen. „KI mag im Routinebetrieb
unterstützen, aber in Notfallsituationen ist der Mensch die letzte
Rückfallebene. Lokführer:innen müssen in der Lage sein, klar und
direkt mit Einsatzkräften, Leitstellen, Fahrdienstleiter:innen,
Zugpersonal und Passagier:innen zu kommunizieren. Die Sicherheit darf
niemals der Technologie untergeordnet werden“, betont Tauchner.

Standards dürfen nicht aufgeweicht werden
In anderen hochsensiblen Verkehrsbereichen, wie etwa der Luftfahrt,
gelten längst verbindliche Sicherheitsstandards, die weit über
Sprachregelungen hinausgehen. So sind etwa simulatorgestützte
Notfalltrainings und präzise Checklistenverfahren für Pilot:innen
verpflichtend vorgeschrieben. „Es wäre unverantwortlich, im
Bahnverkehr geringere Anforderungen an Sicherheit und Qualifikation
zuzulassen“, ergänzt Tauchner.

Frühzeitige Einbindung der Beschäftigten ist entscheidend
Die Gewerkschaft vida fordert gemeinsam mit ihren
Schwestergewerkschaften aus Deutschland und Italien, dass
Lokführer:innen und andere Beschäftigte von Anfang an in die Planung
und Ausarbeitung von Betriebskonzepten eingebunden werden. Nur so
können ihre Erfahrungen und ihr Know-how in sichere und
praxistaugliche Abläufe integriert werden.

„Aus unserer Sicht braucht es einen klaren Stopp des KI-Projekts
in der aktuellen Form und eine Einbindung der Sozialpartner und
Beschäftigten in alle relevanten Entscheidungsprozesse sowie bei der
Entwicklung neuer Betriebskonzepte. Der Fokus sollte auf echte
Harmonisierung im europäischen Schienenverkehr liegen“, fasst
Tauchner zusammen und ergänzt: „Wer den europäischen Schienenverkehr
wirklich stärken will, muss an den Grundlagen arbeiten – nicht an
Übersetzungssoftware.“