Wien (OTS) – „Die Situation in Wiens Spitälern ist alarmierend: 905
Betten – das
entspricht rund 15 % aller verfügbaren Kapazitäten – sind gesperrt,
weil es schlichtweg an Personal fehlt“, warnt Gemeinderat Michael
Gorlitzer in seiner heutigen Rede im Wiener Gemeinderat. Die daraus
resultierenden langen Wartezeiten auf Operationen gefährden laut
Gorlitzer die gesundheitliche Versorgungssicherheit in Wien massiv.
Zwtl.: Fehlende Zukunftsstrategie und strukturelle Fehler
Der Wiener Gesundheitsverbund sei in zentralen Bereichen
„strategisch falsch abgebogen“ – etwa durch das Zusammenlegen
medizinischer Abteilungen oder das Konzept der sogenannten Partner-
Spitäler. Gorlitzer kritisiert: „Wenn ganze OP-Abteilungen leer
stehen und zeitgleich neue OP-Zentren geplant werden, läuft etwas
fundamental falsch.“
Er verweist dabei auf dramatische Einzelschicksale: „Ein dreijähriges
Kind mit unbehandelten Polypen musste erst lernen zu hören – und
sprechen –, weil notwendige Eingriffe über ein Jahr lang verzögert
wurden.“
Zwtl.: Personal halten, statt weiter zu verlieren
Gorlitzer sieht die Wurzel des Problems im massiven
Personalnotstand. Die Stadtregierung habe es verabsäumt, auf die
Bedürfnisse von Pflege- und Gesundheitskräften einzugehen: „Studien
zeigen klar: Unplanbare Überstunden, kurzfristige
Dienstplanänderungen und eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und
Familie treiben Fachkräfte aus dem System.“
Daher brauche es flexible Arbeitszeitmodelle, ein modernes
Dienstplanungssystem und Optionen wie eine Entlastung älterer
Mitarbeiter, sowie eine Abschaffung des Nebentätigkeitsverbots für
Spitalsärzte.
Zwtl.: Digitalisierung als verpasste Chance
Auch bei der Digitalisierung seien „wichtige Jahre verschlafen
worden“, kritisiert Gorlitzer. Die Online-Buchung für Ambulanztermine
funktioniere „mehr schlecht als recht“, die elektronische Fieberkurve
stecke noch immer „in den Kinderschuhen“, und das zentrale
Informationssystem sei „so langsam wie ein Computer von vor zehn
Jahren“.
„Wir brauchen eine digitale Plattform für Nachsorge, ein modernes
Patientenportal und Monitoring-Lösungen, wie sie in Skandinavien
längst Standard sind“, so Gorlitzer.
„Gesundheit ist nicht alles – aber ohne Gesundheit ist alles nichts.
Wenn OP-Säle leer stehen und Betten gesperrt sind, obwohl es genug
Patienten gibt, ist das ein politisches Totalversagen. Der Wiener
Gesundheitsverbund braucht endlich eine klare Strategie, modernes
Management und den politischen Willen, diese Krise zu lösen“, so
Gorlitzer abschließend.