Wien (OTS) – Nach dem heute veröffentlichten Produkttest von GLOBAL
2000 und AK OÖ
zu Temu und Shein ist klar: Ultra Fast Fashion ist keine harmlose
Mode, sondern ein Gesundheits- und Umweltproblem. In mehreren der
getesteten Artikel wurden eklatant erhöhte Werte von PFAS, Phthalaten
und sogar Blei festgestellt. „Der Bericht verdeutlicht: Ultra Fast
Fashion ist giftig. Diese Produkte bringen Chemie auf die Haut und in
die Umwelt“, so Tina Wirnsberger, Sprecherin der Grünen Wien für
Umwelt und Entwicklungszusammenarbeit.
Ultra Fast Fashion – also Mode, die extrem billig und schnell
produziert wird – breitet sich zunehmend in europäischen Städten aus.
Aktuelle Proteste in Paris gegen das weltweit erste stationäre
Geschäft von Shein zeigen, dass der fragwürdige Trend neben
gesundheitlichen und ökologischen Problemen auch Fragen für die
Stadtpolitik und lokale Wirtschaft aufwirft: “Es wäre naiv zu
glauben, dass Paris die Endstation ist: nächstes Ziel wird der Einzug
in weitere Hauptstädte sein. Die Stadt Wien muss daher die Zeichen
der Zeit erkennen und frühzeitig ihre Möglichkeiten für konkrete
Maßnahmen prüfen, das zu verhindern”, so Wirnsberger.
Wachsende Textilberge in Wien
Auch in Wien wird Ultra Fast Fashion immer mehr zum Trend – das
schlägt sich in der Abfallstatistik nieder: Bis 2030 rechnet die
Stadt Wien mit etwa 9.000 Tonnen Alttextilien pro Jahr, ein Plus von
50 Prozent in zehn Jahren, die höchste jährliche Wachstumsrate unter
allen Abfallfraktionen. Nur ein kleiner Teil wird in Wien für Re-Use
aufbereitet, der Großteil wird in große Sortieranlagen in Europa
verbracht, dort aussortiert und weiterexportiert.
Was in Wien billig mit einem Mausklick bestellt wird, landet oft
nach kürzester Tragezeit als Müll in Ländern des Globalen Südens –
auf offenen Deponien, in Flussläufen und bei jenen Menschen, die am
wenigsten zu diesem Problem beigetragen haben.
Hoher Preis für Billigware
Hinzu kommen arbeitsrechtliche Probleme entlang der Lieferketten.
Erst kürzlich sorgte der Onlinehändler Temu für Schlagzeilen, laut
Medienberichten wurden bei einem Logistikpartner in einer Lagerhalle
in Floridsdorf mehrere Verstöße gegen Arbeits- und
Sozialversicherungsrecht festgestellt. „Ultra Fast Fashion bedeutet
nicht nur Mikroplastik in unseren Waschmaschinen und Schadstoffe auf
unserer Haut, es heißt auch Akkordarbeit zu Hungerlöhnen und fehlende
Arbeitsschutzstandards. Der Preis für diese Billigware ist hoch:
Schäden für Gesundheit, Wasser, Boden und Menschenrechte“, so
Wirnsberger.
„Wien hat eine lebendige Szene aus Second-Hand-Initiativen,
Reparatur-Werkstätten, Upcycling-Labels und fairen, lokalen
Produzent:innen. Diese Akteur:innen verdienen es, in die Auslagen
gestellt zu werden, nicht jene Plattformen, die täglich tausende neue
Artikel in die Timelines pumpen, die tags darauf auf dem Müll landen.
Kreislaufwirtschaft beginnt nicht bei der Entsorgung, sondern bei der
Vermeidung“, so Wirnsberger abschließend.