Wien (OTS) – Mit Jahresende läuft an der Klinik für Kinder- und
Jugendpsychiatrie
in Hall das zweijährige Pilotprojekt „Home-Treatment“ aus. „Die
Versorgung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen in ihrem
Zuhause hat sich in Tirol – wie auch in anderen Bundesländern – als
besonders erfolgreiches Konzept gezeigt“ , sagt Bernhard Rappert,
Fachbereichsleiter Patientenanwaltschaft bei VertretungsNetz.
Die Patientenanwaltschaft von VertretungsNetz vertritt und
unterstützt in acht von neun Bundesländern psychiatrische
Patient:innen, solange sie das Krankenhaus nicht verlassen dürfen.
Auch 2.700 Kinder und Jugendliche wurden 2024 vertreten. Der Verein
kritisiert seit Jahren Versorgungsmängel in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie – und das Beharren auf den falschen Konzepten. Denn
immer wieder werden Rufe laut, es bräuchte mehr rechtliche
Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche zwangsweise auf psychiatrischen
Abteilungen festzuhalten. Nachhaltige Verbesserungen durch mehr Zwang
sind aber eine Illusion.
„Über das Projekt Home-Treatment werden Jugendliche und deren
Familien effektiv erreicht, die andernfalls monatelang auf eine
Behandlung warten müssten oder gar keine Therapie erhalten würden.
Rasche Unterstützung beugt in vielen Fällen der Chronifizierung von
psychischen Erkrankungen vor“ , so Rappert.
Er verweist auf die großartigen Erfolge in Wien, wo das Home-
Treatment seit vier Jahren von der Med Uni Wien und des
Psychosozialen Dienstes (PSD) umgesetzt wird. Im Rahmen der
Evaluierung des Projekts zeigte sich, dass Home-Treatment eine Win-
Win Situation für Patient:innen und das Gesundheitssystem ist.
VertretungsNetz fordert die Tiroler Landespolitik und die
Sozialversicherung daher dringend auf, die Finanzierung dieses
Projekts weiterhin sicherzustellen.
„Dieses Angebot ist für viele Kinder und Jugendliche das Beste,
das wir jungen Patient:innen aktuell bieten können, wir dürfen es
ihnen auf keinen Fall künftig vorenthalten“ , appelliert auch
Matthias Lauer, Bereichsleiter der Patientenanwaltschaft von
VertretungsNetz in Tirol an die Verantwortlichen.
Gleichzeitig muss noch viel mehr in die Prävention psychischer
Erkrankungen investiert werden. Monatelange Wartezeiten auf
Therapieplätze bzw. eine Behandlung nur für jene Kinder und
Jugendliche, deren Eltern sich das privat leisten können, sind ein
unerträglicher Zustand.