Wien (OTS) – Betroffen vom Tod von Papst Franziskus zeigt sich der
evangelisch-
lutherische Bischof Michael Chalupka. “Mein Mitgefühl gilt allen
römisch-katholischen Christinnen und Christen, die durch den Tod von
Papst Franziskus ihr Kirchenoberhaupt verloren haben”, sagte Chalupka
in einer ersten Reaktion. Franziskus habe “das Evangelium glaubwürdig
in der Welt verkündet”, sei konsequent für Verständigung und
Versöhnung eingetreten und habe sich intensiv für die Bewahrung der
Schöpfung in der ganzen Welt eingesetzt, so Bischof Chalupka.

Papst Franziskus habe bei globalen Themen wie etwa dem Kampf
gegen Armut, dem Einsatz für Klimagerechtigkeit und für Frieden an
vielen neuralgischen Punkten „Meilensteine gesetzt“, unterstreicht
Chalupka und würdigt das Engagement des Papstes auch für viele
ökumenische Initiativen, ebenso seinen Einsatz für Frieden,
Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, die vielen Kirchen
einschließlich der Evangelischen „ein großes Anliegen“ seien. Mit
seiner Sozialenzyklika „Fratelli Tutti“ habe Franziskus, wie er es
ausdrückte, das Nein zu einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“
bekräftigt.

Weltpolitische Statements

Mit seinen Reisen an Konfliktherde habe Papst Franziskus zudem
„weltpolitische Statements“ gesetzt, und etwa mit dem Besuch auf
Lampedusa brennende Themen in den Blickpunkt gerückt. Im Zentrum sei
dabei, so Chalupka, die „lebendige Botschaft des Evangeliums“
gestanden. Die Überzeugung von Papst Franziskus, dass die Antwort auf
populistische Strömungen in einer „Politik der Geschwisterlichkeit“
liege, erfahre in vielen Ländern der Welt neue Aktualität. Papst
Franziskus habe sich damit als Vertreter der weltweiten Christenheit
erwiesen, indem er aufzeigte, dass der christliche Glaube nationale
Grenzen überschreite und überwinde.

Historische Gesten

Im Verhältnis der weltweiten Römisch-katholischen Kirche zu den
Evangelischen Kirchen erinnert Chalupka an „historische Gesten“ im
Vorfeld des 500-jährigen Reformationsjubiläums. 2016 stand Papst
Franziskus in einem ökumenischen Gottesdienst in Lund (Schweden)
erstmals mit Spitzenvertretern des Lutherischen Weltbundes am Altar,
um zum Gedenken der Reformation gemeinsam Gottesdienst zu feiern –
ein symbolischer Akt der Versöhnung und Anerkennung der gemeinsamen
Wurzeln und der Unterschiede. Die Umarmung während der Feier mit der
lutherischen Erzbischöfin von Schweden, Antje Jackelèn, war von
großer symbolischer Bedeutung. Bereits ein Jahr zuvor im Juni 2015
besuchte der Papst die Waldenserkirche in Turin, deren Entstehen in
die vorreformatorische Zeit zurückreicht, und bat um Vergebung für
alles was die Katholische Kirchen den Waldensern „in unchristlicher,
ja in unmenschlicher Weise“ in der Geschichte angetan habe. Im
November 2015 wiederum hatte Papst Franziskus der evangelisch-
lutherischen Gemeinde in Rom bei seinem Besuch einen Abendmahlskelch
geschenkt.

Hoffnung auf gemeinsames Abendmahl nicht erfüllt

Die Hoffnung, dass in seiner Amtszeit das gemeinsame Abendmahl
zwischen katholischen und evangelischen Christen möglich werde, habe
sich jedoch nicht erfüllt. In dieser Frage habe sich „nichts
Substantielles“ bewegt, bilanziert Chalupka, im Gegenteil: Dass Rom
den Beschluss der deutschen römisch-katholischen Bischöfe, die
Kommunion für nicht-katholische Ehepartner:innen von Katholik:innen
zu öffnen, zurückgewiesen habe, sei ein Rückschlag auf dem Weg der
Ökumene gewesen.