Wien (OTS) – Mit dem PRAEVENIRE Jahrbuch 2024/25 legt
Vereinspräsident Dr. Hans
Jörg Schelling erneut ein umfassendes Kompendium aktueller
Herausforderungen, Reformideen und Handlungsempfehlungen für die
österreichische Gesundheitspolitik vor. „Die neue Regierung bringt
neue Chancen die Versorgung neu zu denken,“ bringt er das Motto auf
den Punkt und zeigt sich erfreut, dass das Programm der
Bundesregierung bereits zahlreiche Maßnahmen enthält, die seit Jahren
zentrale Anliegen von PRAEVENIRE widerspiegeln.
Zwtl.: Effizienzsteigerung dringend erforderlich
Trotz der positiven Zeichen kämpft das solidarische
Gesundheitssystem mit Ineffizienz und Finanzierungsengpässen. „Wir
brauchen dringend optimierte Prozesse und den verstärkten Einsatz
digitaler Lösungen, den Ausbau der Verhältnis- und
Verhaltensprävention sowie die Stärkung der Eigenverantwortung in der
Bevölkerung,“ sagt Schelling. Auch in die Förderung der
diagnostischen Forschung muss nach Ansicht des PRAEVENIRE Präsidenten
investiert werden. Als Erfolgsfaktor sieht er die Einführung eines
bundesweit koordinierten Lotsensystems, das Patient:innen zum jeweils
besten Versorgungsangebot führt und Strukturreformen in Richtung
einer sektorenübergreifender Planung des Gesundheitsangebotes.
Zwtl.: Reformpläne aus Sicht der Österreichischen Gesundheitskasse
Mag. Peter McDonald, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse
(ÖGK) und Obmann-Stellvertreter Andreas Huss, MBA, betonten ebenfalls
die Bedeutung struktureller Reformen, innovativer Versorgungskonzepte
und einer stärker präventionsorientierten Gesundheitsstrategie.
„Unsere Aufgabe ist es, auch in Zukunft Spitzenmedizin auf E-Card für
alle Menschen in Österreich sicherzustellen, unabhängig vom sozialen
Status oder Einkommen“, betont McDonald. Klar ist für ihn, dass es
dazu tiefgreifende Veränderungen in mehreren Schlüsselbereichen
benötigt: die Stärkung von Selbstverantwortung, Gesundheitskompetenz
und Prävention, das Angebot mit den Bundesländern gemeinsam
finanzierte neue Versorgungsformen wie Schmerz-, Diabeteszentren und
damit die Stärkung des niedergelassenen und fachärztlichen Bereichs
sowie den Ausbau telemedizinischer Angebote. „Wir planen ein
ärztliches Beratungsangebot via Telefon oder Video, sodass jeder
Bürger und jede Bürgerin innerhalb von 30 Minuten an die richtige
Stelle weitergeleitet werden kann“, beschreibt McDonald nur eine von
vielen Maßnahmen.
Huss plädiert dafür aktuelle Leistungen auf Evidenz und Effizienz
zu überprüfen: „In Österreich gibt es 108 öffentliche Spitäler,
Dänemark hat bei etwas geringerer Bevölkerungszahl 32.“Daher sollen
nicht mehr notwendige oder in hoher Qualität führbare Akutspitäler
schrittweise in moderne, multidisziplinäre ambulante Einrichtungen
umgebaut werden. Unsere im internationalen Vergleich sehr
ärzt:innenzentrierte Versorgung müsse um alle anderen
Gesundheitsberufe ergänzt werden. Diese müssen auf Augenhöhe mit den
Ärzt:innen im Sinne einer multidisziplinären Patient:innenversorgung
zusammenarbeiten: „Ein Umdenken hin zum Einsatz aller
Gesundheitsberufsgruppen, etwa auch durch die Einrichtung von Pflege-
und Therapiepraxen auf die Ärzt:innen zuweisen können, ist dringend
notwendig. Daher müssen auch die Aufgaben zwischen den
Gesundheitsberufen neu verteilt werden.“
Zwtl.: Prävention, die wirkt
Für die nächste Bundeszielsteuerungskommission wünscht sich Huss
die Aufnahme von vier zusätzlichen Impfungen ins Erwachsenen-
Impfprogramm. Ebenso soll die Kariesprophylaxe im Eltern-Kind-Pass
verankert werden. Auch hier bringt er den Vergleich mit nordischen
Ländern: „In Schweden sind über 90 % der 18-Jährigen kariesfrei und
bleiben das meist bis ins hohe Alter. Österreich bringt es nur auf
knapp 50%.“Der ÖGK-Experte wünscht sich auch eine bessere
Ressourcensteuerung durch Digitalisierung, etwa bei der bildgebenden
Diagnostik. „In Österreich haben wir viermal so viele CT- und MRT-
Untersuchungen wie etwa Finnland und trotzdem warten manche oft viel
zu lange auf ihre Untersuchungen, die sie dringend brauchen würden“,
so Huss. Ein modernes, digital unterstütztes Zuweisungsmanagement
könnte rasch Abhilfe schaffen. Geht es nach den ÖGK-Plänen, so sollen
die elektronische Gesundheitsakte (ELGA) und die Gesundheitshotline
1450 konsequent weiterentwickelt und ausgebaut werden. Ziel sei es,
dass nicht länger Patient:innen mit den Befunden im Plastiksackerl
durch das System wandern, sondern ihre Befunde, Medikamente, Labor-
und Bilddaten – überall, schnell, sicher und effizient digital zu
Verfügung stehen.
Zwtl.: Rückblick und Ausblick
Zu all diesen zentralen Themen der Gesundheitsversorgung
dokumentiert das PRAEVENIRE Jahrbuch 2024/25 sowohl Konsens als auch
Dissens und versteht sich als Arbeitsgrundlage für Politik und
Systempartner auf dem Weg zu einem resilienten, patientenorientierten
Gesundheitssystem. „Wir haben uns erfolgreich als Player im
Stakeholderdialog positioniert, um neue Konzepte auf ihre
Praxistauglichkeit zu prüfen und freuen uns, wenn wir auch in Zukunft
gemeinsam Lösungen für ein solidarisches, finanzierbares System mit
auf den Weg bringen können,“ so Schelling abschließend.