Salzburg / Wien (OTS) – Ende April fand in Salzburg erstmals ein
Sicherheitsfachkraft-Tag
statt, organisiert von der gesetzlichen Unfallversicherung AUVA, der
Wirtschaftskammer Salzburg (WKS) und dem Verband der Österreichischen
Sicherheitsexperten (VÖSI). Über 100 Teilnehmende aus verschiedensten
Branchen nahmen an der hochkarätigen Veranstaltung teil, die als
wichtige Weiterbildung im Bereich Arbeitssicherheit und
Gesundheitsschutz gilt.
Präventivdienste und die Rolle der Sicherheitsfachkräfte
Die Veranstaltung widmete sich umfassend der Sicherheits- und
Gesundheitsschutzverantwortung in Betrieben und stellte eine
wertvolle Gelegenheit zur fachlichen Weiterentwicklung dar. Laut
Arbeitnehmer:innenschutzgesetz (ASchG) sind Arbeitgeber:innen
verpflichtet, Sicherheitsfachkräfte zu bestellen – sei es durch
firmeninterne oder externe Sicherheitsfachkräfte oder durch
sicherheitstechnische Zentren. Sicherheitsfachkräfte haben dabei eine
weisungsfreie Stellung und tragen entscheidend dazu bei, Risiken zu
minimieren und die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen.
„Die Betriebe nehmen den Schutz am Arbeitsplatz sehr ernst, weil
ihnen gesunde, zufriedene und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter wichtig sind. Allerdings ist das auch ein Bereich, der
viel Bürokratieaufwand erzeugt, den man durchforsten sollte, ohne
dass das zu Abstrichen bei der Sicherheit führt“, stellte WKS-
Direktor-Stv. Gerd Raspotnig klar. Er ist auch neuer Vorsitzender des
AUVA-Landesstellenausschusses.
Sicherheitsnormen und aktives Einbringen in Prävention
AUVA-Landesstellendirektor Herbert Koutny unterstrich die Bedeutung
des Austauschs unter Fachleuten, um den Umgang mit Normen im
Arbeitsschutz zu vereinfachen. Es sei entscheidend, dass Normen nicht
nur auf dem Papier bestehen, sondern auch in den Köpfen und
Handlungen der Mitarbeiter:innen verankert werden. „Es geht darum, in
der gemeinsamen Diskussion Normen so verständlich zu machen, dass sie
tatsächlich in der Praxis umgesetzt werden und zur Verbesserung der
Sicherheit in den Betrieben beitragen“, so Koutny weiter.
Andreas Spechtenhauser , Präsident des VÖSI, lud in seiner Rede die
Teilnehmenden ein, sich aktiv für sicherheitsrelevante Themen
einzubringen: „Sie sind die Expertinnen und Experten in Ihrem
Bereich, und Ihre Erfahrungen sind unersetzlich“, sagte er. „Nutzen
wir unser großes Potenzial und teilen wir das vorhandene Wissen, um
gemeinsam noch mehr für die Sicherheit unserer Mitarbeiter:innen am
Arbeitsplatz zu erreichen.“
Hohe Sicherheitsstandards auf Arbeitsplätzen bieten langfristig
Wettbewerbsvorteile und tragen dazu bei, dass Folgekosten von
Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen gesenkt werden. So
können auch Steuerkosten im Gesundheitswesen reduziert werden. Jeder
in betriebliche Prävention investierte Euro kommt in der Regel mehr
als doppelt zurück. Laut einer umfangreichen Studie (DGUV 2013) liegt
der Return on Prevention (ROP) bei Investitionen in den betrieblichen
Arbeits- und Gesundheitsschutz bei 2,2 EUR. Grund dafür sind z.B.
gestiegene Motivation bzw. Zufriedenheit der Beschäftigten.
Themenschwerpunkte des Sicherheitsfachkraft-Tags
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen praxisnahe Vorträge zu
aktuellen Herausforderungen und gesetzlichen Neuerungen. Unter
anderem wurden Themen wie Unfallanalyse, Digitalisierung in der
Arbeitswelt, Mutterschutz, Gewalt am Arbeitsplatz und neue
Anwendungsmöglichkeiten wie die QM-App zur Verwaltung von
Industriehygiene und Betriebsprotokollen intensiv behandelt.
Auch das Arbeitsinspektorat, vertreten durch Franz Stefl und Stefan
Vötter , informierte über seine Beratungsoffensive. Im aktuellen
Fokus stehen Gefährdungen durch den Umgang mit gefährlichen
Arbeitsstoffen in Arbeitsstätten und auf Baustellen sowie verstärkte
Kontrollen von Maschinen, wie etwa Tischkreissägen, die immer wieder
zu schweren Arbeitsunfällen führen. Vötter motivierte zum präventiven
Handeln: „Nutzen Sie unsere Beratungsleistung im Vorfeld. Es können
überall Lösungen gefunden werden, so man es gemeinsam möchte.“
Unfallanalyse und Digitalisierung in der Arbeitswelt
Das Ziel “Vision Zero” – eine Arbeitswelt ohne Unfälle – erfordert
eine ganzheitliche Betrachtung. Unfälle entstehen nicht nur durch
menschliche Fehlhandlungen, sondern durch ein Zusammentreffen von
Lücken auf verschiedenen Ebenen wie Organisation, Kommunikation oder
Technik. Um Unfälle zu vermeiden, müssen Unternehmen eine
Fehlerkultur etablieren und klare Verantwortlichkeiten sowie
geeignete Analyse-Methoden entwickeln.
Zum Thema Digitalisierung in der Arbeitswelt wurde die
Präventionskampagne „Gemeinsam sicher digital“ der AUVA vorgestellt.
Schwerpunkte sind mobiles und hybrides Arbeiten, fortgeschrittene
Robotik und Künstliche Intelligenz sowie digitale Systeme, die den
Arbeitnehmer:innen-Schutz unterstützen. Eine große Herausforderung
liegt darin, die Kontrolle über den Arbeitsprozess weiterhin beim
Menschen zu belassen. Die Auswirkungen von „Deskilling“– dem Verlust
von arbeitsnotwendigen Fähigkeiten durch den digitalen Wandel – sind
im Auge zu behalten.
Fazit und Ausblick
Ein durchwegs positives Feedback zur Veranstaltung zeigt, dass der
Austausch zwischen den Sicherheitsfachkräften und mit
Arbeitssicherheit betrauten Personen nicht nur notwendig, sondern
auch zukunftsweisend ist. Ein Teilnehmer stellte fest: „Es gibt immer
noch viele Bereiche, in denen wir uns verbessern können. Auch wenn
nicht alle Themen von heute direkt für meinen Betrieb relevant sind,
ist es mein Job, offen für sicherheitsrelevante Fragen zu bleiben.“
Gerd Raspotnig resümierte: „Es ist unser Ziel, den
Sicherheitsfachkraft-Tag als dauerhafte Institution zu etablieren,
die als Plattform für Austausch und Weiterbildung im Bereich
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz dienen soll.“
Für die angedachte Fortsetzung im Jahr 2026 sind bereits einige
Themenvorschläge eingegangen.