Wien (OTS) – Die ökonomischen Kosten des Nichtstuns im Klimaschutz
übersteigen die
Ausgaben für entschlossenes Handeln um ein Vielfaches. Das zeigt eine
neue Studie von Univ.-Prof. Dr.in Sigrid Stagl (WU Wien), die am
Dienstag in Wien vorgestellt wurde. Die Analyse erfasst erstmals
umfassend die makroökonomischen, gesundheitlichen und
arbeitsmarktbezogenen Schäden durch Klimainaktivität und zeigt, dass
Europa bereits heute hohe Rechnungen für klimapolitische Versäumnisse
aus der Vergangenheit zahlt.
Zentrale Ergebnisse der Untersuchung:
– Bis 2050 drohen Produktionsverluste von über 5 Billionen Euro in
der EU – bei 3 °C Erwärmung sinkt das BIP um rund 10 %.
– Jeder investierte Euro in Klimaschutz spart 4–10 Euro an
Folgekosten.
– Seit 1980 haben Extremwetter in Europa bereits 738 Milliarden Euro
Schäden verursacht – das entspricht mehr als dem gesamten BIP
Belgiens im letzten Jahr.
– Klimabedingte Gesundheitsfolgen fordern jetzt schon bis zu 80 000
Menschenleben und kosten 400 Milliarden Euro jährlich.
– Zwischen 2 und 5 Millionen Jobs in der EU sind bis 2040 gefährdet,
wenn nicht gegengesteuert wird.
Univ. Prof. Dr.in Sigrid Stagl, Ökonomin am Department für
Sozioökonomie der WU Wien zeigt auf: „ Jedes Jahr Verzögerung erhöht
die Kosten, vertieft Ungleichheiten und schwächt Europas
Wettbewerbsfähigkeit. Klimaschutz ist kein Kostenfaktor – er ist eine
Investition in Stabilität und Wohlstand.“
Leonore Gewessler, Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen
kommentiert: „Die Klimakrise ist ein Milliardengrab für unsere
Wirtschaft. Schon jetzt haben Wetterextreme in Europa unvorstellbare
Summen an Schäden verursacht. Wenn wir weiter zögern, werden die
Produktionsverluste bis 2050 auf über 5 Billionen Euro steigen. Das
ist das Zehnfache dessen, was in Österreich in einem ganzen Jahr von
allen Menschen und Unternehmen erwirtschaftet wird. Eine absurd hohe
Summe.”
Sie betont: “ Das zeigt: Nichts ist teurer als Nichtstun. Jede
verzögerte Maßnahme kostet uns doppelt – Wohlstand, Jobs und Zukunft.
Wenn die Küche brennt, beginnt man auch sofort mit dem Löschen,
anstatt zu warten, bis man am Ende das ganze Zinshaus wieder aufbauen
muss. Handeln – genau dieser Auftrag ergibt sich aus der Studie von
Professorin Stagl. “
Lena Schilling, grüne Abgeordnete zum Europaparlament ergänzt:
„Wenn wir über die Klimakrise reden, geht es nicht nur um Grad und
Gigatonnen – es geht um Menschenleben. Um die Krankenschwester, die
in überhitzten Spitälern arbeitet. Um Bauarbeiter, die im Sommer auf
den Gerüsten kollabieren. Um ältere Menschen, die Hitzewellen nicht
überstehen. Unser Gesundheitssystem ist schon jetzt überlastet – wie
sollen wir das in fünf oder zehn Jahren noch bewältigen, wenn die
Situation noch schlimmer wird? Das ist die bittere Realität der
Untätigkeit.”
“ Gleichzeitig verlieren wir Arbeitsplätze und Lebensqualität.
Hitze, Luftverschmutzung und Extremwetter rauben uns Kraft, Einkommen
– und das Wertvollste, was wir haben: unsere Gesundheit. Wenn wir
weiter zögern, riskieren wir bis 2050 fast so viele Jobs, wie in der
gesamten europäischen Autoindustrie beschäftigt sind. Hinter jeder
dieser Zahlen steht ein Mensch, eine Familie, ein Leben ” so
Schilling weiter.
Die Studie empfiehlt, unter anderem die ökonomischen Risiken der
Klimakrise verbindlich in die EU-Wirtschaftssteuerung aufzunehmen:
–
Integration von Klimarisiko-Indikatoren in den Europäischen
Semesterprozess,
–
40 % der Kohäsionsmittel für Anpassung und Resilienz,
–
Mindestens 1 % des EU-BIP jährlich für klimafreundliche
Investitionen.
„ Nichtstun ist die teuerste Strategie. Wir brauchen eine
Politik, die das Klima schützt. Jeder Tag des Zögerns kostet uns
Menschenleben, Arbeitsplätze und unsere Zukunft, weit mehr als jede
Maßnahme, die wir heute ergreifen könnten “, so Gewessler und
Schilling abschließend.
Hinweis: Die Studie wurde von Lena Schilling in Auftrag gegeben
und aus Mitteln des Europäischen Parlaments aus einer Budgetlinie der
Greens/EFA-Fraktion bezahlt.