Wien (OTS) – Die im Bereich der gesamten Donau-March-Thaya Auen
tätige
Umweltorganisation VIRUS weist kritisch darauf hin, wie
unterschiedlich in den betroffenen Bundesländern mit den Teilen des
Nationalparks Donauauen umgegangen wird. Auen-Experte Wolfgang Rehm:
„Während in Niederösterreich zahlreiche Gewässervernetzungsprojekte
umgesetzt wurden und weitere in Planung sind, bleibt der Wiener Teil
des Nationalparks dessen Schandfleck, weil die Wiener Landesregierung
seit Jahrzehnten mit fragwürdigen Argumenten die lang geplante
Wasserzufuhr in die Lobau hintertreibt“.

Als Argument würden paradoxerweise die Gefährdung der
Trinkwasserbrunnen in der unteren Lobau durch eine derartige
Wasserzufuhr angeführt, wobei mit zweierlei Maß gemessen werde.
„Während bei Großbetonprojekten wie der Neuen Donau, der Staustufe
Wien-Freudenau und dem Lobautunnel das Grund- und Trinkwasser
offenbar egal ist und weggeschaut wird, werden bei jedem Versuch, ein
Dotationsprojekt der Unteren Lobau zu realisieren, Mauern
aufgezogen“, kritisiert Rehm. In der Oberen Lobau gebe es eine
Dotation, bleibe die Wasserzufuhr jedoch deutlich hinter den
Vorgaben, in der ökologisch wertvolleren Unteren Lobau, die in
manchen Aspekten ein Alleinstellungsmerkmal im Nationalpark aufweise,
bleibe sie jedoch ganz aus. „Da die Lobau im Gegensatz zu den
östlicheren Auen donaunah abgedämmt ist wäre es auch ohne diese
Querschüsse schwierig genug die negativen Folgen der Donauregulierung
zu reparieren“, so Rehm. Bei den ins Treffen geführten Ängsten vor
Keimbelastung der Trinkwasserbrunnen seien die dazu angestellten
Untersuchungen fragwürdig. „Übersehen wird aber vor allem, dass zwar
die Donauhochwässer ökologisch ungünstig nur von untern her
einströmen können, jedoch dennoch unaufhaltbar sind und im
Hochwasserfall die Brunnen abgeschaltet werden müssen. Es bricht
dabei aber keine Langzeitkatastrophe aus, sondern kann nach
überschaubarer Zeit der Betrieb wieder aufgenommen werden“, so Rehm.
Demzufolge könne bei der deutlich geringeren Wasserzufuhr einer
Dotation ein schlichtes Monitoring Abhilfe schaffen, und könne man
sich, anstatt herumzutheoretisieren, mit praktischen Versuchen an das
Optimum herantasten, ohne dass eine dauerhaft nachteilige Situation
eintreten kann. „Seit über 20 Jahren drehen wir uns hier im Kreis
jetzt ist Schluss mit lustig, jetzt müssen sich allen voran die für
die Wiener Gewässer zuständige Stadträtin, die letzten zwei Dekaden
war das Sima, und der Bürgermeister endlich bewegen und ihr Mikado-
Spiel aufgeben, fordert Rehm und macht auf einen weiteren Aspekt
aufmerksam: „Ebenfalls in der Lobau aber ein Grundwasser-Stockwerk
tiefer als die derzeit von den Wasserwerken erschlossenen Nutzung
schlummert der Schatz der Tiefengrundwässer die als
kontaminationsgeschützte Notwasserreserve etwa im Falle einer Atom-
Katastrophe wie bei Chernobyl sehr wertvoll sein könnte“, weiß Rehm.
Dazu brauche es aber die nötigen Vorbereitungen und eine
Trinkwasseraufbereitung und sei es Gebot der Stunde, hier
vorausschauend tätig zu werden. Europaweit würden intakte Auen eine
wichtige Rolle bei der Trinkwassergewinnung aus Uferfiltrat spielen.
Hier zeige im niederösterreichischen Petronell gerade die EVN- Wasser
mit einem Kooperationsprojekt mit der via donau vor, wie in einer Win
-Win Situation gleichzeitig mehr Wasser in die Au gebracht und dann
mehr Trinkwasser gewonnen werden kann. „So lange bei der Lobau nicht
gehandelt wird, muss Wien als schlecht regiert gelten, wir fordern
ein Bekenntnis aller Parteien im Wiener Landtag zur Lobau-Rettung,
weil ohne Lobau ist Wien nicht Wien“ , so Rehm abschließend.