Die österreichische Politik steht vor einer neuen Herausforderung, die das Land in Atem hält. Am 17. Juni 2025 hat der Nationalrat beschlossen, sich intensiv mit den Budgetkapiteln Arbeit und Soziales auseinanderzusetzen. Diese Entscheidung fällt in eine Zeit, in der die Arbeitslosigkeit in Österreich gestiegen ist, was zu einem erhöhten Mittelbedarf im Arbeitsbudget führt. Doch was bedeutet das alles für die Bürgerinnen und Bürger?
Steigende Arbeitslosigkeit als Auslöser
Die Arbeitslosigkeit ist ein Phänomen, das viele Länder weltweit betrifft und Österreich bildet da keine Ausnahme. Im Jahr 2025 stiegen die Mittel für das Arbeitsbudget um 1,6 Prozent auf rund 10,35 Milliarden Euro an. Diese Erhöhung ist notwendig, um den steigenden Bedarf an Arbeitslosenunterstützung zu decken. Für 2026 sind sogar Auszahlungen von etwa 10,34 Milliarden Euro geplant.
Doch woher kommen diese Mittel? Für 2025 werden Einzahlungen von etwa 9,86 Milliarden Euro erwartet, die vor allem aus Arbeitslosenversicherungsbeiträgen stammen. Im kommenden Jahr sollen es rund 10,46 Milliarden Euro sein. Dank der Auflösung von Rücklagen soll das Arbeitsbudget 2026 mit einem Plus von 113,7 Millionen Euro abschließen.
Bildungskarenz als Sparmaßnahme
Ein erheblicher Einschnitt betrifft die Bildungskarenz, die abgeschafft und durch ein kostengünstigeres Nachfolgemodell ersetzt werden soll. Die Bildungskarenz ermöglichte es Arbeitnehmern, sich für eine bestimmte Zeit weiterzubilden, während sie finanzielle Unterstützung erhielten. Diese Maßnahme wird nun reduziert, um Kosten zu sparen. Eine Entscheidung, die sowohl Kritiker als auch Befürworter hat.
Sozialbudget: Ein Balanceakt
Das Sozialministerium steht ebenfalls unter Druck, trotz steigender Ausgaben für Pensionen und Pflege. Während in diese Bereiche mehr investiert wird, sind in anderen Bereichen Kürzungen geplant. Besonders betroffen sind Menschen mit Behinderungen und Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.
Arbeits- und Sozialministerin Korinna Schuhmann betont jedoch, dass es sich nicht um Einsparungen handelt, sondern um das Auslaufen von Projekten, die von Vorgängerregierungen initiiert wurden. Diese Projekte waren kurzfristig angelegt und nicht nachhaltig finanziert. Schuhmann unterstreicht, dass der Spardruck nicht zum Reißen sozialer Netze führen dürfe.
Das Dilemma der Konsolidierung
Die Koalitionsfraktionen unterstützen die Balance zwischen Konsolidierung und Aufrechterhaltung sozialer Angebote. Doch nicht alle sind überzeugt. Die FPÖ und die Grünen kritisieren die Einsparungsmaßnahmen, die ihrer Meinung nach insbesondere Menschen mit Behinderungen betreffen.
Ein Experte erklärt: „Das Dilemma besteht darin, dass einerseits gespart werden muss, um das Budgetloch zu stopfen, andererseits aber die sozialen Angebote nicht zu stark eingeschränkt werden dürfen. Diese Balance zu finden, ist eine der größten Herausforderungen für die Regierung.“
FPÖ und Grüne: Kritik an den Sparmaßnahmen
Die FPÖ kritisiert insbesondere die Kürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik und den Anstieg der Verwaltungskosten um mehr als 40 Prozent in zwei Jahren. Auch im Bereich der Pflege und bei den Menschen mit Behinderungen sieht die FPÖ Probleme. Dagmar Belakowitsch von der FPÖ bezeichnete die Einsparungen bei den „ganz vulnerablen Gruppen“ als „Schande für das Land“.
Die Grünen loben hingegen einige positive Akzente im Budget, wie das Pflegestipendium und Qualifizierungsmaßnahmen für „Green Jobs“. Sie bemängeln jedoch, dass diese Maßnahmen in keinem Verhältnis zu den Kürzungen stehen, die Familien und einkommensschwache Haushalte betreffen.
ÖVP: Effizienz durch Konsolidierung
Die ÖVP sieht in der Budgetkonsolidierung eine Notwendigkeit, um das Sozialsystem abzusichern. Michael Hammer von der ÖVP betont, dass fast jeder zweite Euro des Budgets in die Bereiche Arbeit, Soziales, Gesundheit und Pensionen fließt. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Beibehaltung der Valorisierung des Pflegegeldes, das zu 60 Prozent von Menschen mit Behinderung bezogen wird.
Ein weiterer Punkt ist die Diskussion über den Fachkräftemangel. Heike Eder von der ÖVP verweist darauf, dass in Österreich 1,9 Millionen Menschen mit Einschränkungen im Alltag leben, deren Potenzial verstärkt genutzt werden müsse.
SPÖ und NEOS: Investitionen trotz Sparkurs
Die SPÖ setzt trotz Sparkurs auf Investitionen in die aktive Arbeitsmarktpolitik. Ziel ist es, das faktische Pensionsalter anzuheben und eine altersgerechte Arbeitswelt zu schaffen. Julia Elisabeth Herr von der SPÖ hebt Projekte für „Green Jobs“ und die Ausbildungspflicht bis 18 Jahre hervor.
Die NEOS betonen die Notwendigkeit einer Kompetenzentflechtung und eines besseren Mitteleinsatzes. Fiona Fiedler von den NEOS spricht sich für ein saniertes Budget aus, um die Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen zu finanzieren.
Ein Blick in die Zukunft
Die kommenden Jahre werden für Österreich entscheidend sein, um die Herausforderungen der Budgetkonsolidierung zu meistern. Experten sind sich einig, dass die Balance zwischen Sparmaßnahmen und der Aufrechterhaltung sozialer Angebote von entscheidender Bedeutung sein wird.
„Die Regierung muss sicherstellen, dass die sozialen Netze intakt bleiben, während gleichzeitig notwendige Einsparungen vorgenommen werden. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und die Zusammenarbeit aller politischen Parteien“, erklärt ein weiterer Experte.
Die Bürgerinnen und Bürger Österreichs werden die Auswirkungen dieser Entscheidungen in den kommenden Jahren spüren. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Maßnahmen auf den Arbeitsmarkt und das soziale Gefüge des Landes auswirken werden.