Wien, 23. Juni 2025 – Ein Thema, das Österreichs Zukunft maßgeblich beeinflussen wird, ist die demografische Entwicklung. Am 18. Juni 2025 fand im Filmquartier Wien der Demografie-Gipfel statt, organisiert von der Vinzenz Gruppe in Zusammenarbeit mit der Tageszeitung ‚Die Presse‘. Unter dem Motto „Alt genug für die Zukunft? Österreichs Weg in die demografische Wende“ wurden die Herausforderungen und möglichen Lösungen für ein alterndes Österreich diskutiert.
Die demografische Herausforderung
Österreich wird älter, das steht fest. Prognosen zeigen, dass die Zahl der Erwerbstätigen im Verhältnis zu den Pensionisten weiter abnehmen wird. 1950 kamen laut Statistik Austria sechs Erwerbstätige auf eine Person im Pensionsalter. Heute sind es nur noch drei, und die Tendenz ist weiter fallend. Diese Entwicklung stellt das Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen.
Spürbare Auswirkungen im Alltag
Die Folgen dieser demografischen Verschiebung sind bereits heute spürbar. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe, betonte in seiner Begrüßung, dass der Fachärztemangel, längere Wartezeiten auf Operationen und Schwierigkeiten bei der Pflegevermittlung nur einige der sichtbaren Folgen sind. „Wir müssen jetzt verstehen, was auf uns zukommt“, so Heinisch.
Ökonomische Perspektiven und Reformbedarf
Christoph Badelt, Professor für Wirtschafts- und Sozialpolitik an der WU Wien und Präsident des Fiskalrats, hob in seinem Vortrag die angespannte Lage des Staatshaushaltes hervor. Mit einem Budgetdefizit von 4,3 % des BIP und steigenden Staatsschulden sei Österreichs finanzielle Zukunft ohne Reformen düster. Insbesondere monetäre Sozialleistungen wie Pensionen, Gesundheit und Pflege belasten das Budget.
Reformvorschläge und fiskalische Verantwortung
Badelt plädierte für umfassende Reformen, um die Ausgabendynamik der öffentlichen Hand zu bremsen. „Wir brauchen jetzt wesentliche Reformen, die die Ausgabendynamik der öffentlichen Hand bremsen“, erklärte er. Ohne diese Maßnahmen werde die fiskalische Lücke bis 2070 weiter wachsen.
Gesundheitssystem auf dem Prüfstand
Maria Magdalena Hofmarcher-Holzhacker, eine renommierte Ökonomin, sieht die demografische Entwicklung nicht als Krise, sondern als Folge des medizinischen und gesellschaftlichen Fortschritts. Die Herausforderung liege in der Anpassung der Strukturen. Trotz der enormen Ausgaben von rund 60 Mrd. Euro pro Jahr gebe es erhebliche Wissenslücken, insbesondere bei regionalen Unterschieden in der Sterblichkeit und der Wirkung eingesetzter Mittel.
Effizienz durch Kooperation
Hofmarcher-Holzhacker betonte die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Gesundheit und Pflege. „Die beiden müssen ein gut klingendes Orchester werden“, forderte sie. Nur so könne ein starkes öffentliches Gesundheitswesen gesichert werden.
Technologie als Lösungsansatz
Peter Klimek, ein bekannter Komplexitätsforscher, brachte eine datenwissenschaftliche Perspektive ein. Er zeigte auf, dass das Risiko für Mehrfacherkrankungen mit dem Alter steigt. Personalisierte Prävention und datenbasierte Modelle könnten helfen, Versorgungsengpässe vorherzusagen und das Gesundheitssystem zu optimieren. Auch Künstliche Intelligenz (KI) spiele eine immer größere Rolle und könne in der Diagnostik hohe Genauigkeit erzielen.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
„KI kann helfen, das Gesundheitswesen zu entlasten“, erklärte Klimek. Die Technologie sei bereits in der Lage, Diagnosen mit hoher Genauigkeit zu stellen und könne dazu beitragen, das System effizienter zu gestalten.
Der Blick in die Zukunft: Handeln ist gefragt
In der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmenden einig, dass umfassende Reformen notwendig sind. Die „Zündschnur der demografischen Bombe“ sei bereits gezündet, wie Badelt es ausdrückte. Als konkrete Maßnahmen wurden die Entkoppelung der Spitalsfinanzierung von Gemeinden und eine gemeinsame Verwaltung der Mittel der ambulanten Versorgung vorgeschlagen.
Europas Rolle in der Gesundheitswirtschaft
Klimek warnte, dass Europa beim Aufbau einer datenbasierten Gesundheitswirtschaft ins Hintertreffen geraten könnte. „Nicht aus technischen, sondern aus politischen und strategischen Versäumnissen“, mahnte er. Wer zu spät komme, überlasse Gesundheitsdaten großen Tech-Konzernen wie Amazon und Google.
Die Vinzenz Gruppe: Eine Vision für die Zukunft
Die Vinzenz Gruppe, einer der größten gemeinnützigen Gesundheits- und Sozialunternehmen Österreichs, sieht sich als Vorreiter in der Bewältigung dieser Herausforderungen. Gegründet 1995 von Ordensfrauen, verbindet die Gruppe christliche Werte mit Innovationsgeist. Mit rund 12.000 Mitarbeitern in Krankenhäusern, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen sowie neuen Angeboten wie Gesundheitsparks, ist die Vinzenz Gruppe bestrebt, den Menschen in allen Lebensphasen beizustehen.
Ein gemeinsamer Weg
„Eine neue Welt der Gesundheit und des Sozialen entsteht erst im Miteinander“, erklärte Heinisch. Die Vinzenz Gruppe sucht daher ständig nach neuen Kooperationen, um die Gesundheitsversorgung in Österreich ganzheitlich weiterzuentwickeln.
Die Herausforderungen sind groß, doch mit vereinten Kräften und innovativen Lösungen ist es möglich, den demografischen Wandel erfolgreich zu gestalten. Die Vinzenz Gruppe ist bereit, ihren Teil dazu beizutragen.