Die EU-Umweltminister haben ein heißes Thema auf dem Tisch: Die Entwaldungsverordnung (EUDR) sorgt für reichlich Diskussionsstoff. Während die Europäische Kommission am 21. Oktober 2025 neue Vorschläge zur Umsetzung vorlegte, hagelte es Kritik von allen Seiten. Österreich, vertreten durch Bundesminister Totschnig, brachte einen eigenen Vorschlag ein, der auf breite Zustimmung stieß – doch ein formaler Beschluss blieb aus.

Ein bürokratisches Monster?

Die EUDR verpflichtet Unternehmen, bei jedem Verarbeitungsschritt von Holzprodukten nachzuweisen, dass kein Entwaldungsrisiko besteht. Das klingt zunächst vernünftig, doch die Realität sieht anders aus. Die Verordnung betrifft nicht nur den Import, sondern auch Herstellung, Handel und Export innerhalb der EU. Unternehmen müssen sich laufend freibeweisen, was zu einem kaum bewältigbaren Bürokratieaufwand führt.

Dr. Erlfried Taurer, Obmann des Fachverbands der Holzindustrie Österreichs, schlägt Alarm: „Die Kommission hat uns nur leere Versprechen vorgelegt. Angekündigt waren Vereinfachungen, doch der Vorschlag schafft mit vermeintlichen Erleichterungen und Ausnahmen noch mehr Komplexität und bürokratische Belastungen.“

Wirtschaftliche Verwerfungen in Sicht

Die Holzindustrie sieht enorme Risiken in der Umsetzung der EUDR. „Die Kommission riskiert Verwerfungen in Lieferketten und Wertschöpfungsnetzwerken in ganz Europa und darüber hinaus“, so Taurer. Drei Optionen stehen zur Diskussion:

  • Die Nicht-Anwendung und Aufhebung der EUDR.
  • Eine „No-Risk-Kategorie“ innerhalb der EUDR, das heißt kein Vorab-Freibeweisen, sondern reine Dokumentationspflichten.
  • Die Dokumentation der Erstinverkehrbringung von Rohstoffen oder Vorprodukten im Binnenmarkt ohne weitere Pflichten entlang der Lieferketten.

„Wir präferieren Option 1, da die EU-Kommission nicht in der Lage ist, tatsächliche Vereinfachungen der EUDR umzusetzen“, betont Taurer.

Die Kosten explodieren

Eine Studie aus Finnland beziffert die Einführungskosten der EUDR allein dort auf über 200 Millionen Euro, mit jährlichen Kosten von 65 Millionen Euro. Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) schätzt die Einführungskosten auf 1,8 Milliarden Euro und die jährlichen Betriebskosten auf weitere 1,2 Milliarden Euro. Ein Milliardengrab ohne erkennbaren Mehrwert?

Die Folgen für die Bürger

Für die Bürger bedeutet die Umsetzung der EUDR vor allem eines: steigende Kosten. Die Unternehmen werden die zusätzlichen Aufwände an die Endverbraucher weitergeben. Holzprodukte könnten teurer werden, was sich auf den Bau von Häusern, Möbeln und anderen Holzprodukten auswirkt.

Ein Kompromiss ist notwendig

Um die EUDR noch zu verändern, ist ein Kompromiss zwischen der Europäischen Kommission, dem Europäischen Rat und dem Europäischen Parlament notwendig. Ein sogenannter „Trilog“ könnte die Lösung bringen. Doch die Zeit drängt, denn die wirtschaftlichen Herausforderungen in Europa werden nicht kleiner.

Ein Blick in die Zukunft

Die Zukunft der EUDR ist ungewiss. Sollte die Verordnung in ihrer jetzigen Form umgesetzt werden, drohen massive wirtschaftliche Verwerfungen. Die Holzindustrie fordert mutige Entscheidungen und entschlossenes Handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken.

„Wir brauchen einen spürbaren Bürokratieabbau“, fordert Taurer. „Die Wirtschaft erwartet von der EU mutige Entscheidungen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.“

Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob die EU in der Lage ist, die Interessen der Wirtschaft mit den Zielen des Umweltschutzes in Einklang zu bringen. Der Ausgang des Verfahrens wird entscheidend für die Zukunft der europäischen Holzindustrie sein.