Wien steht im Zentrum der europäischen Politik, während die Parlamentspräsident:innen der EU-Mitgliedsstaaten und des Europäischen Parlaments sich in einer hitzigen Debatte über die Zukunft der Union befinden. Nationalratspräsident Walter Rosenkranz und Bundesratspräsidentin Andrea Eder-Gitschthaler haben ihre Visionen für die EU dargelegt, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Rosenkranz: „Keine Integration um der Integration willen!“

In einer eindringlichen Rede warnte Rosenkranz vor einem blinden Streben nach EU-Integration. „Es ist entscheidend, dass die EU tatsächlich jene großen, bereits bestehenden Probleme lösen können wird, die kein Staat allein bewältigen kann“, betonte er. Der Nationalratspräsident hob die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips hervor und forderte, dass die EU nur dann handeln soll, wenn sie einen echten Mehrwert bieten kann.

Bilaterale Gespräche und der Ukraine-Konflikt

Am Rande der Konferenz traf Rosenkranz auf seine Amtskollegen aus Italien, Estland und den Niederlanden. Die Themen waren brisant: bilaterale Beziehungen und der anhaltende russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Rosenkranz ließ keinen Zweifel daran, dass diese Fragen nur durch eine geeinte europäische Front angegangen werden können.

Eder-Gitschthaler: Europa als Wertegemeinschaft

Bundesratspräsidentin Andrea Eder-Gitschthaler sprach sich hingegen für ein starkes Europa als Wertegemeinschaft aus. Sie sieht die Zukunft der EU in einem konstruktiven Austausch und der Entlastung von übermäßiger Bürokratie. Besonders betonte sie die Rolle der Regionen in Europa und das Engagement Salzburgs im Ausschuss der Regionen.

Die Ukraine bleibt für Eder-Gitschthaler ein zentrales Thema. Sie forderte eine klare und geschlossene Unterstützung der Ukraine durch alle EU-Mitgliedsstaaten, um die europäische Solidarität zu demonstrieren.

Die Zukunft der EU bleibt ungewiss. Während Rosenkranz vor einer überstürzten Integration warnt, sieht Eder-Gitschthaler die Chance für Europa in der Zusammenarbeit und der Stärkung der regionalen Kräfte. Die kommenden Monate werden zeigen, welcher Kurs sich durchsetzen wird.