Im malerischen Krems, einem Ort von historischer Bedeutung, fand das 29. Europa-Forum Wachau statt, das sich in diesem Jahr einem besonders brisanten Thema widmete: der Erinnerungskultur. Diese Veranstaltung, die am 12. Juni 2025 unter dem Titel „Facing Polarization – Embracing Dialogue“ abgehalten wurde, zog Teilnehmer aus ganz Europa an, um die Bedeutung der Vergangenheit für unsere gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaften zu diskutieren.
Ein Blick in die Vergangenheit für eine bessere Zukunft
„Mit welchem Bewusstsein wir unsere Vergangenheit betrachten, das schärft auch unseren Blick auf die Gegenwart und unsere Visionen für die Zukunft Europas, für die es Verantwortung zu übernehmen gilt“, betonte Michael Linhart, der Präsident des Europa-Forum Wachau, bei der Eröffnung des Donausalons. Diese Worte unterstreichen die zentrale These der Veranstaltung, die die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte hervorhebt.
Die Rolle der Erinnerungskultur
Erinnerungskultur bezieht sich auf die Art und Weise, wie Gesellschaften sich ihrer Vergangenheit erinnern, sie interpretieren und in die kollektive Identität integrieren. In Europa, einem Kontinent mit einer komplexen und oft konfliktreichen Geschichte, spielt diese Kultur eine entscheidende Rolle. Historische Erfahrungen können Brücken zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen schlagen und helfen, ein gemeinsames Verständnis der Vergangenheit zu entwickeln.
Ein Teilnehmer des Forums erklärte: „Ohne eine fundierte Erinnerungskultur laufen wir Gefahr, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Es ist unerlässlich, dass wir aus der Geschichte lernen, um eine friedlichere und gerechtere Zukunft zu gestalten.“
Interaktive Diskussionen und prominente Stimmen
Der Donau-Salon, ein Highlight des Forums, bot eine interaktive Plattform für den Austausch zwischen Vertretern aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Lukas Mandl, Mitglied des Europäischen Parlaments, betonte die Notwendigkeit langfristiger Visionen angesichts aktueller Herausforderungen. „Visionäre sind die wahren Realisten der Geschichte“, zitierte er den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl.
Die Vizebürgermeisterin der tschechischen Stadt Mikulov, Petra Korlaar, fügte hinzu, dass Europa nicht nur ein Zuhause, sondern auch eine Verantwortung darstellt. „Der Dialog und die Zusammenarbeit sind von unschätzbarem Wert, um ein vereintes Europa zu schaffen“, sagte sie.
Ein interdisziplinäres Panel
Das Panel des Forums setzte sich aus verschiedenen Experten zusammen, darunter der Leiter der Abteilung für Public History im Haus der Geschichte Österreich, Stefan Benedik, die ukrainische Historikerin Svitlana Telukha und die Wissenschaftlerin Malwina Talik. Moderiert wurde die Diskussion von IDM-Direktor Sebastian Schäffer.
Gemeinsam erörterten sie, wie historische Erfahrungen als Brückenbauer zwischen gesellschaftlichen Gruppen dienen können. Diese Diskussionen sind besonders wichtig in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung, wo der Dialog oft durch Vorurteile und Missverständnisse erschwert wird.
Historische Hintergründe und ihre Relevanz heute
Die Geschichte Europas ist geprägt von Kriegen, Revolutionen und sozialen Umbrüchen. Diese Ereignisse haben die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des Kontinents maßgeblich beeinflusst. Die Erinnerungskultur hilft dabei, diese Ereignisse nicht nur zu bewahren, sondern auch zu verstehen und daraus zu lernen.
In Österreich, einem Land mit einer reichen Geschichte, spielt die Erinnerungskultur eine zentrale Rolle. Von der Habsburger-Monarchie bis zur Rolle im Zweiten Weltkrieg – die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist essentiell für das nationale Selbstverständnis.
Vergleich mit anderen Ländern
Andere europäische Länder haben unterschiedliche Ansätze zur Erinnerungskultur entwickelt. Deutschland beispielsweise hat sich intensiv mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt und zahlreiche Gedenkstätten und Bildungsprogramme ins Leben gerufen. Frankreich hingegen konzentriert sich stärker auf die Revolution und die Werte der Freiheit und Gleichheit.
Diese unterschiedlichen Ansätze zeigen, wie vielfältig Erinnerungskultur in Europa gelebt wird und welche Herausforderungen und Chancen sie bietet.
Auswirkungen auf die Bürger
Für die Bürger Europas ist die Erinnerungskultur mehr als nur ein akademisches Thema. Sie beeinflusst das tägliche Leben, indem sie hilft, Vorurteile abzubauen, das Verständnis für andere Kulturen zu fördern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Ein Teilnehmer des Forums erzählte: „Durch die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit habe ich gelernt, die Perspektiven anderer besser zu verstehen. Es ist eine Bereicherung für das persönliche und gesellschaftliche Leben.“
Zukunftsausblick: Ein vereintes Europa durch Erinnerung
Die Erinnerungskultur kann ein mächtiges Werkzeug sein, um die Einheit Europas zu fördern. Durch den Dialog und den Austausch von Ideen und Perspektiven können gesellschaftliche Gräben überwunden und ein gemeinsames europäisches Bewusstsein geschaffen werden.
Der Erfolg des Europa-Forum Wachau zeigt, dass es ein großes Interesse an diesen Themen gibt und dass die Bürger bereit sind, sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft Europas zu beteiligen. Die Herausforderung besteht darin, diese Dynamik aufrechtzuerhalten und in konkrete politische und gesellschaftliche Maßnahmen umzusetzen.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung
Das Europa-Forum Wachau hat gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht nur notwendig, sondern auch inspirierend sein kann. Es bietet eine Plattform für den Dialog und den Austausch, die in einer zunehmend polarisierten Welt von unschätzbarem Wert ist.
Die Veranstaltung hat die Bedeutung der Erinnerungskultur für ein vereintes Europa unterstrichen und gezeigt, dass wir alle eine Verantwortung tragen, die Lehren der Geschichte zu bewahren und weiterzugeben. Nur so können wir eine bessere Zukunft für die kommenden Generationen schaffen.
Für weitere Informationen können Sie die vollständige Pressemitteilung des Europa-Forum Wachau hier lesen.