Wenn die Temperaturen in den Klassenzimmern steigen, wird der Schulalltag zur schweißtreibenden Herausforderung. Greenpeace schlägt Alarm und fordert dringende Maßnahmen, um den Unterricht in Österreichs Schulen erträglich zu gestalten. Was steckt hinter dieser hitzigen Debatte?

Steigende Temperaturen und ihre Ursachen

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Klima erheblich verändert. Laut einem Bericht der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien liegt die Durchschnittstemperatur in Österreich mittlerweile um 3,1 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Diese Erwärmung hat sich insbesondere seit den 1980er Jahren beschleunigt, was auf die zunehmenden Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist. Diese Emissionen entstehen vor allem durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas, die zur Energiegewinnung genutzt werden.

Warum Klassenzimmer besonders betroffen sind

Viele österreichische Schulen wurden vor Jahrzehnten gebaut, als die klimatischen Bedingungen noch ganz anders waren. Damals waren Maßnahmen gegen Überhitzung in Gebäuden kein großes Thema. Moderne Architektur hingegen berücksichtigt oft schon in der Planungsphase Aspekte des Klimaschutzes und der Energieeffizienz. In Schulen wie dem Gymnasium Maroltingergasse im 16. Bezirk Wiens, wo Greenpeace und BOKU Messungen durchgeführt haben, spitzt sich die Situation im Sommer jedoch dramatisch zu. An bis zu 25 Tagen wurden Temperaturen über 27 Grad gemessen, an 16 Tagen stiegen sie sogar über 30 Grad. Diese Hitze erschwert nicht nur das Lernen, sondern kann auch gesundheitliche Probleme bei Schülern und Lehrern verursachen.

Die gesundheitlichen Folgen überhitzter Klassenzimmer

Hohe Temperaturen in Klassenzimmern haben weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Schüler. Kinder sind besonders anfällig für Hitzestress, der zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufproblemen führen kann. Diese Symptome beeinträchtigen nicht nur das Lernen, sondern erhöhen auch das Risiko von Fehlzeiten und vermindern die Leistungsfähigkeit.

CO₂-Belastung: Ein weiteres Problem

Die Hitze ist jedoch nicht das einzige Problem. In schlecht belüfteten Räumen steigt der CO₂-Gehalt schnell auf unzumutbare Werte. Schon nach 20 Minuten ohne Lüftung kann der CO₂-Wert in einem Klassenzimmer kritische Marken überschreiten, was die Konzentrationsfähigkeit der Schüler erheblich beeinträchtigt. Am 13. Juni 2025 beispielsweise überschritt der CO₂-Wert im Klassenzimmer des Gymnasiums Maroltingergasse bereits um 9:20 Uhr die kritische Marke von 1400 ppm. Ohne frische Luft lässt die Konzentrationsfähigkeit nach, was das Lernen zusätzlich erschwert.

Greenpeace fordert ein Sofortprogramm

Angesichts dieser alarmierenden Zustände fordert Greenpeace ein umfassendes Sofortprogramm zur Anpassung der Schulen an die steigenden Temperaturen. Die Umweltschutzorganisation betont, dass Hitzeschutz in Schulen kein Luxus, sondern eine notwendige Maßnahme für Bildungsgerechtigkeit und Klimaschutz ist. Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich, erklärt: „Wenn es in Klassenzimmern 30 Grad hat, leidet nicht nur die Konzentration, sondern auch die Chancengleichheit. So kann kein Kind in Österreich gut lernen.“

Konkrete Maßnahmen zur Verbesserung

  • Sanierungen: Viele Schulgebäude sind alt und schlecht isoliert. Eine umfassende Sanierung könnte helfen, die Innenräume besser gegen Hitze zu schützen.
  • Außenliegende Beschattung: Markisen oder Rollläden können verhindern, dass sich die Räume durch direkte Sonneneinstrahlung aufheizen.
  • Moderne Lüftungsanlagen: Diese könnten nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftqualität verbessern, indem sie frische Luft ins Klassenzimmer bringen und CO₂ abführen.

Vergleich mit anderen Bundesländern

Der Klimawandel betrifft ganz Österreich, aber die Auswirkungen sind regional unterschiedlich. In den westlichen Bundesländern wie Tirol und Vorarlberg sind die Sommer tendenziell kühler als im Osten. Dennoch berichten auch dort Schulen von Problemen mit zu heißen Klassenzimmern. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, wo die Sommer heißer und trockener sind, ist das Problem jedoch besonders ausgeprägt.

Historische Perspektive

Rückblickend auf die 1980er Jahre, als die meisten der heute betroffenen Schulgebäude errichtet wurden, war Klimaschutz noch kein großes Thema. Damals ging es vor allem darum, Gebäude kostengünstig und funktional zu gestalten. Heute sind die Anforderungen an Bauwerke jedoch erheblich gestiegen. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen im Vordergrund moderner Architektur.

Die Rolle der Politik

Die Forderungen von Greenpeace richten sich direkt an die Bundesregierung. Die Umweltschutzorganisation fordert nicht nur ein Sofortprogramm, sondern auch eine langfristige Strategie zur Anpassung der Infrastruktur an den Klimawandel. Bildungsministerien und Landesregierungen sind aufgefordert, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Es geht nicht nur um die Bereitstellung von finanziellen Mitteln, sondern auch um die Entwicklung nachhaltiger Konzepte zur Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen.

Zukunftsausblick

Experten sind sich einig, dass die Temperaturen in den kommenden Jahren weiter steigen werden. Ein wirksamer Hitzeschutz in Schulen ist daher unerlässlich, um eine gute Lernumgebung zu gewährleisten. Langfristig könnten intelligente Gebäudetechnologien, die auf erneuerbare Energien setzen, eine Lösung bieten. Solche Systeme könnten nicht nur zur Kühlung der Räume beitragen, sondern auch zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz.

Die Diskussion um den Hitzeschutz in Schulen ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig es ist, auf die Herausforderungen des Klimawandels zu reagieren. Nur durch rechtzeitige Anpassungen kann sichergestellt werden, dass die Bildung in Österreich nicht unter den Folgen der Erderwärmung leidet.

Fazit

Die alarmierenden Messdaten aus Wiener Schulen und die Forderungen von Greenpeace machen deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Politik ist gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Lernbedingungen in Schulen zu verbessern und die Schüler vor den gesundheitlichen Risiken der Hitze zu schützen. Eine nachhaltige Anpassung der Schulgebäude an die Herausforderungen des Klimawandels ist nicht nur eine Investition in die Bildung, sondern auch in die Zukunft unserer Kinder.