Wien (OTS) – Eine alarmierende Entwicklung zeichnet sich in der österreichischen Jugend ab: Die Beratungsorganisation Rat auf Draht hat kürzlich eine Pressemitteilung veröffentlicht, die eindringlich auf die steigende Suchtproblematik unter Jugendlichen hinweist. Besonders Nikotin- und Mediensucht sind auf dem Vormarsch, was nicht nur Eltern, sondern auch die Gesellschaft aufhorchen lassen sollte.

Die Fakten auf einen Blick

Laut der Pressemitteilung, die am 5. Juni 2025 veröffentlicht wurde, stieg die Anzahl der Beratungen zum Thema Sucht im Jahr 2024 auf 857. Dies bedeutet ein leichtes Plus von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch was verbirgt sich hinter diesen Zahlen? Im Schnitt meldet sich täglich mindestens ein Jugendlicher mit einem Anliegen zur Suchtproblematik.

Nikotin: Ein alter Bekannter in neuem Gewand

Ein besonders besorgniserregender Trend ist der Anstieg bei Nikotinprodukten. Bereits von 2019 bis 2023 verzeichnete Rat auf Draht einen Anstieg der Anfragen um 86 Prozent, und dieser Trend setzt sich fort. Von 2023 auf 2024 stieg die Nachfrage um weitere 24 Prozent. Die Ursache? Tabakfreie Nikotinbeutel, die in Österreich erst ab 18 Jahren erlaubt sind, jedoch dennoch von vielen Jugendlichen konsumiert werden. Birgit Satke, Leiterin des Beratungsteams, erklärt: „Gruppenzwang ist oft der Grund, warum Jugendliche zu Nikotinprodukten greifen. Wir möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Nikotinbeutel nicht harmlos sind.“

Die Geschichte des Nikotinkonsums reicht weit zurück. Bereits im 16. Jahrhundert wurde Tabak in Europa eingeführt und schnell populär. Doch während das Rauchen lange als gesellschaftlich akzeptiert galt, zeigen moderne Studien die gesundheitlichen Risiken auf, was zu einem Umdenken führte. Doch die Jugend findet immer neue Wege, um Nikotin zu konsumieren, und die tabakfreien Beutel sind der neueste Trend.

Medienkonsum: Wenn Bildschirmzeit zur Sucht wird

Ein weiteres alarmierendes Ergebnis der Studie ist der Anstieg der Mediensucht unter Jugendlichen, der um 71 Prozent zugenommen hat. Die digitale Welt ist allgegenwärtig, und gerade Jugendliche verbringen immer mehr Zeit in sozialen Medien und Online-Spielen. Die Frage, die sich viele Eltern stellen, ist: Wann wird der Konsum zur Sucht?

Die Geschichte der Mediensucht ist relativ jung. Mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er Jahren und der sozialen Medien in den 2000er Jahren stieg die Bildschirmzeit exponentiell an. Experten warnen davor, dass exzessiver Medienkonsum nicht nur zu physischen, sondern auch zu psychischen Problemen führen kann.

Die Auswirkungen auf das tägliche Leben

Aber was bedeutet das für die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien? Die Auswirkungen sind weitreichend. Nikotin- und Mediensucht können zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, darunter Atemwegserkrankungen, Herzprobleme und psychische Störungen. Hinzu kommt, dass die schulischen Leistungen oft unter dem exzessiven Konsum leiden.

Ein fiktiver Experte, Dr. Max Huber, Psychologe und Jugendtherapeut, erklärt: „Jugendliche, die in die Suchtfalle tappen, isolieren sich oft sozial und vernachlässigen ihre Pflichten. Die Eltern stehen häufig hilflos daneben und wissen nicht, wie sie helfen können.“

Vergleich mit anderen Bundesländern

Ein Blick auf andere Bundesländer zeigt, dass die Problematik nicht auf Wien beschränkt ist. In der Steiermark beispielsweise ist der Anstieg der Nikotinanfragen ähnlich hoch. In Oberösterreich hingegen zeigt sich ein leichter Rückgang, was auf erfolgreiche Präventionsprogramme zurückzuführen sein könnte. Dies zeigt, dass regionale Unterschiede bestehen und der Bedarf an maßgeschneiderten Lösungen groß ist.

Historische Hintergründe und politische Zusammenhänge

Die Problematik der Jugend- und Suchterkrankungen ist nicht neu. Bereits in den 1980er Jahren warnte die WHO vor den Gefahren des Rauchens. Doch während damals der Fokus auf Zigaretten lag, sind es heute die modernen Nikotinprodukte, die in den Vordergrund rücken. Politische Bemühungen, wie das Rauchverbot in öffentlichen Räumen, haben zwar Erfolge gezeigt, doch die Industrie findet immer wieder neue Wege, um ihre Produkte zu vermarkten.

Die österreichische Politik steht vor der Herausforderung, diese Entwicklungen zu regulieren. Präventionsprogramme und Aufklärungskampagnen sind wichtiger denn je. Ein strengeres Gesetz zur Alterskontrolle könnte ein Schritt in die richtige Richtung sein, doch die Umsetzung gestaltet sich oft schwierig.

Die Rolle von Rat auf Draht

Rat auf Draht spielt eine entscheidende Rolle in der Beratung und Unterstützung von Jugendlichen. Der Notruf 147 ist rund um die Uhr erreichbar und bietet eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene. Die Organisation finanziert sich zu einem großen Teil aus Spenden und ist auf Unterstützung angewiesen, um ihre Arbeit fortsetzen zu können.

Birgit Satke betont: „Ohne die großzügige Unterstützung unserer Spender könnten wir die vielen Anfragen nicht bewältigen. Jede Spende hilft, jungen Menschen in Krisensituationen beizustehen.“

Ein Blick in die Zukunft

Wie geht es weiter? Die Herausforderungen sind groß, doch es gibt auch Hoffnung. Präventionsprogramme an Schulen könnten das Bewusstsein für die Gefahren von Nikotin- und Mediensucht schärfen. Zudem könnten neue gesetzliche Regelungen den Zugang zu Nikotinprodukten für Jugendliche erschweren.

Dr. Max Huber sieht die Zukunft optimistisch: „Wenn Gesellschaft, Politik und Familien an einem Strang ziehen, können wir es schaffen, den Trend umzukehren. Es bedarf eines gemeinsamen Kraftakts, um die Jugend vor den Gefahren der Sucht zu schützen.“

Abschließend bleibt zu hoffen, dass die steigenden Zahlen als Weckruf dienen und zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen. Nur gemeinsam können wir die Jugend aus der Suchtfalle befreien.