Inmitten der malerischen Kulisse des Benediktinerstifts St. Lambrecht fand eine aufsehenerregende Tagung statt, die das Vertrauen der jüngeren Generation in das bestehende Pensionssystem infrage stellt. Die Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge – Denkwerkstatt St. Lambrecht hat zu einem generationenübergreifenden Dialog aufgerufen, der dringender nicht sein könnte.
Generation Z und das Pensionsdilemma
Die sogenannte „Generation Z“, geboren zwischen 1995 und 2010, sieht das staatliche Pensionssystem mit großer Skepsis. Eine Adhoc-Befragung des 21-jährigen WU-Studenten Luca Gligo unter seinen Kommilitonen und Freunden offenbart, dass das Wort „Pension“ für die meisten Unsicherheit bedeutet. „Keiner glaubt, dass die staatliche Pension ausreicht, wenn man nicht daneben spart,“ so Gligo. Diese Aussage verdeutlicht die tiefe Vertrauenskrise, die in dieser Altersgruppe herrscht.
Die Gründe für diese Skepsis sind vielfältig. Einerseits sorgt die demografische Entwicklung, die eine immer älter werdende Bevölkerung mit sich bringt, für Unsicherheit. Andererseits mangelt es an Vertrauen in die Transparenz institutioneller Anbieter wie Banken, was Gligo in seiner Rede vor über 60 Teilnehmern aus der Finanzbranche, Universitäten und der Politik betonte.
Die Rolle der Eigeninitiative
Angesichts dieser Unsicherheiten greift die junge Generation vermehrt auf Eigeninitiative zurück. ETFs, Einzelaktien und Kryptowährungen sind beliebte Anlageformen, um die eigene Vorsorge selbst in die Hand zu nehmen. „So können wir am besten den eigenen Risikoappetit abbilden, Transparenz gewährleisten und Investitionen in Richtung ESG oder Impact steuern,“ erklärt Gligo weiter. ESG steht dabei für Environmental, Social, and Governance und beschreibt nachhaltige Investitionsstrategien.
Die Forderung nach einem offenen Dialog
Günther Schiendl, der neue Präsident der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge, betonte die Notwendigkeit eines offenen und generationenübergreifenden Dialogs. „Wir wollen zuhören,“ sagte er und kündigte an, die Denkwerkstatt in St. Lambrecht, das Denkforum in Wien und virtuelle Denkräume stärker für junge Menschen zu öffnen.
Diese Plattformen sollen als Diskussionsforen dienen, um über die Beiträge von Institutionen zur Alterssicherung zu sprechen – finanziell, medizinisch, psychosozial, akademisch und praktisch. „Interdisziplinarität und Weltoffenheit sind dabei unsere Leitbilder,“ so Schiendl.
Vergleich mit anderen Ländern
Die Herausforderungen, vor denen die junge Generation in Österreich steht, sind nicht einzigartig. Maria Löwenbrück, Managing Director der luxemburgischen LIONS Company, bestätigte, dass ähnliche Probleme auch in anderen Ländern bestehen. „Wir müssen die Altersvorsorge neu denken, weil sich auch die Arbeitsmodelle ändern,“ sagte sie. In vielen Ländern wird über den Generationenansatz diskutiert, da die hohe Zahl der Pensionierten in Umlagesystemen ein größeres Gewicht erhält und Reformansätze oft zu kurz kommen.
Politische Verantwortung und Reformbedarf
Antonia Herunter, Mitglied des Bundesrates für die ÖVP Steiermark, betonte die Dringlichkeit von Reformen im Pensionssystem. „Es ist höchste Zeit, nicht nur bei den Pensionen Reformen zu wagen – auch aus der Fairness der jüngeren Generationen gegenüber,“ erklärte sie. Doch das Thema Pensionen sei in ihrer Altersklasse „zu wenig präsent“.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Mazal, langjähriger wissenschaftlicher Leiter der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge, warnte davor, die Ängste der jungen Generation nicht ernst zu nehmen. „Von den jungen können wir nur erwarten, dass sie uns nicht enttäuschen, wenn wir sie nicht enttäuschen,“ sagte er – auch in Richtung Politik.
Konkrete Auswirkungen auf die Bürger
Für die Bürger bedeutet diese Unsicherheit im Pensionssystem, dass sie sich vermehrt um ihre eigene Vorsorge kümmern müssen. Dies kann finanzielle Belastungen mit sich bringen, insbesondere für jene, die nicht über das nötige Wissen oder die Ressourcen verfügen, um in alternative Anlageformen zu investieren. Die Forderung nach mehr Transparenz und besseren Informationen ist daher nicht nur ein Wunsch, sondern eine Notwendigkeit.
Zukunftsausblick: Ein neuer Weg zur Altersvorsorge
Die Denkwerkstatt St. Lambrecht hat mit ihrer Tagung einen wichtigen Impuls gesetzt, um das Thema Altersvorsorge in den öffentlichen Diskurs zu rücken. Die Herausforderungen sind groß, doch mit einem offenen Dialog und der Bereitschaft zur Reform kann ein zukunftsfähiges Pensionssystem geschaffen werden. Die junge Generation hat bereits begonnen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen – nun ist es an der Politik und den Institutionen, diesem Vertrauen gerecht zu werden.
Das Fazit der Tagung ist klar: Es muss viel mehr generationenübergreifend über Vorsorge- und Pensionssysteme informiert, geredet und diskutiert werden. Nur so kann das Vertrauen der jungen Generation zurückgewonnen und eine zukunftsfähige Altersvorsorge geschaffen werden.