Die Klimakrise ist in aller Munde, doch wie ernst nehmen die Österreicher dieses globale Problem wirklich? Eine neue Umfrage des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent zeigt auf, dass die Bevölkerung zwischen Verantwortung und Ernüchterung schwankt. Am 4. November 2025 veröffentlichte Marketagent die erste Ausgabe der Studienreihe „Zeitgeist Österreich“, die aufzeigt, wie Österreicherinnen und Österreicher die Klimakrise wahrnehmen und welche Erwartungen sie an Politik und Wirtschaft haben.
Die Klimakrise als größte Herausforderung
68 Prozent der Befragten stufen die Klimakrise als die größte Herausforderung unserer Zeit ein. Besonders die Generation Z, also jene, die zwischen den späten 1990er Jahren und den frühen 2010er Jahren geboren wurden, zeigt sich mit 76 Prozent besonders besorgt. Auch politisch links orientierte Personen stimmen mit 86 Prozent dieser Einschätzung zu, während auf der rechten Seite des Spektrums nur 48 Prozent die Klimakrise als zentrale Herausforderung sehen. Diese Diskrepanz zeigt, dass politische Orientierung einen erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung der Klimakrise hat.
Verantwortung gegenüber kommenden Generationen
Die Umfrage zeigt, dass 83 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Klimaschutz als eine Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen sehen. Besonders die Babyboomer-Generation, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurde, zeigt ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klimaschutzes. Diese Generation hat bereits mehrere gesellschaftliche Veränderungen erlebt und scheint sich ihrer Vorbildfunktion für jüngere Generationen bewusst zu sein.
Politik und Wirtschaft in der Pflicht
Die Verantwortung für den Klimaschutz wird laut Umfrageergebnissen vor allem bei der Politik (88 Prozent) und der Wirtschaft (87 Prozent) gesehen. Erst danach folgen Kommunen mit 84 Prozent und internationale Organisationen mit 83 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Bevölkerung von den großen Akteuren erwartet, dass sie die Initiative ergreifen und Maßnahmen umsetzen, die den Klimawandel effektiv bekämpfen.
Ein erfahrener Umweltökonom kommentiert: „Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln die wachsende Ungeduld der Bevölkerung wider. Die Menschen erwarten von der Politik und der Wirtschaft, dass sie endlich handeln und nicht nur leere Versprechungen machen.“
Individuelle Verantwortung und persönliche Veränderungen
Interessanterweise finden es drei Viertel der Befragten richtig, dass Klimaschutz auch persönliche Veränderungen erfordert. Dennoch glauben 60 Prozent nicht, dass ihr individuelles Verhalten allein einen Unterschied macht. Diese Einstellung könnte auf eine gewisse Resignation hinweisen, die durch das Gefühl entsteht, dass die eigenen Bemühungen im Vergleich zu den notwendigen globalen Maßnahmen unzureichend sind.
Für 90 Prozent der Befragten ist es entscheidend, dass Klimaschutzmaßnahmen für alle leistbar sind. Diese Forderung nach Fairness und Zugänglichkeit ist ein klares Signal an die Entscheidungsträger, dass Klimaschutz nicht auf Kosten der sozialen Gerechtigkeit gehen darf.
Klimaberichte lösen gemischte Reaktionen aus
Berichte über den Klimawandel führen bei 49 Prozent der Befragten zu Sorgen um die Zukunft der nächsten Generationen. 40 Prozent empfinden Wut über das mangelnde Handeln von Politik und Wirtschaft. Gleichzeitig reagieren 21 Prozent mit Skepsis und halten die Darstellung für übertrieben, während 17 Prozent sich genervt fühlen.
Diese gemischten Reaktionen zeigen, dass das Thema Klimawandel emotional stark aufgeladen ist. Ein Psychologe erklärt: „Die ständige Präsenz des Themas in den Medien kann zu einer Art Ermüdung führen, bei der Menschen das Gefühl haben, dass sie von den immer gleichen Nachrichten überflutet werden, ohne dass sich etwas ändert.“
Blick in die Zukunft: Hoffnung mit Vorbehalt
Wie wird die Welt im Jahr 2050 aussehen? Die Umfrage zeigt ein ambivalentes Bild: Nur 17 Prozent der Befragten glauben, dass die Welt dann ein „stabiles und gut gepflegtes Haus“ sein wird. 36 Prozent sehen die Erde als ein „Haus in Renovierung“, das mit Einsatz wieder lebenswert werden kann. Für 30 Prozent ist die Welt in der mittelfristigen Zukunft „in Schieflage und kaum noch bewohnbar“, und 13 Prozent sehen sie als „einsturzgefährdet“. 4,3 Prozent befürchten, dass die Welt 2050 unbewohnbar sein wird.
Ein Zukunftsforscher kommentiert: „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Menschen zwar Hoffnung haben, aber auch realistisch sind. Sie erkennen die Dringlichkeit der Situation und wissen, dass jetzt gehandelt werden muss, um die schlimmsten Szenarien zu verhindern.“
Vergleich mit anderen europäischen Ländern
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeigt sich, dass Österreich in Bezug auf die Wahrnehmung der Klimakrise im Mittelfeld liegt. Länder wie Schweden und Dänemark, die als Vorreiter im Klimaschutz gelten, haben in der Regel eine höhere Zustimmung zur Dringlichkeit des Themas. Dies könnte auf die unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen und die bereits umgesetzten Maßnahmen in diesen Ländern zurückzuführen sein.
Auswirkungen auf den Alltag der Bürger
Die Umfrage macht deutlich, dass die Klimakrise nicht nur ein abstraktes Problem ist, sondern konkrete Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen hat. Von steigenden Energiepreisen bis hin zu Veränderungen in der Mobilität – die Bürger spüren die Auswirkungen bereits jetzt. Ein Energieexperte betont: „Die Menschen müssen sich darauf einstellen, dass die Kosten für fossile Brennstoffe weiter steigen werden, was zu höheren Lebenshaltungskosten führen könnte.“
Gleichzeitig gibt es auch positive Entwicklungen: Immer mehr Menschen entscheiden sich für nachhaltige Mobilitätslösungen wie das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr. Diese Veränderungen im Alltag zeigen, dass die Bevölkerung bereit ist, ihren Teil beizutragen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Zukunftsausblick: Was muss geschehen?
Um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen, fordern Experten eine Kombination aus politischen Maßnahmen, wirtschaftlichen Anreizen und gesellschaftlichem Engagement. Die Politik muss klare Rahmenbedingungen schaffen, die Wirtschaft muss in nachhaltige Technologien investieren, und die Gesellschaft muss bereit sein, Veränderungen zu akzeptieren.
Ein Umweltwissenschaftler fasst zusammen: „Die nächsten Jahre werden entscheidend sein. Wenn wir jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, können wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch abwenden. Es ist an der Zeit, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen.“
Die Umfrage von Marketagent zeigt, dass die Österreicherinnen und Österreicher bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, aber auch klare Erwartungen an die Entscheidungsträger haben. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob diese Erwartungen erfüllt werden und ob Österreich seinen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten kann.