Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur ein abstraktes Zukunftsszenario. Seine Auswirkungen sind bereits heute spürbar und betreffen zahlreiche Lebensbereiche. Eine aktuelle Studie des Marine Stewardship Council (MSC), veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift Cell Reports Sustainability, zeigt nun auf, dass insbesondere der Thunfischfang massiv bedroht ist. Doch was bedeutet das konkret für uns alle?
Thunfisch: Ein beliebter Speisefisch in Gefahr
Thunfisch gehört weltweit zu den beliebtesten Speisefischen. Er ist nicht nur in der gehobenen Küche gefragt, sondern auch in vielen Haushalten ein regelmäßiger Bestandteil des Speiseplans. Doch der Klimawandel stellt die Fischbestände vor enorme Herausforderungen. Die MSC-Studie analysierte über 500 Fischereien weltweit und fand heraus, dass die weit wandernden Fischarten wie Thunfisch und Schwertfisch am stärksten betroffen sind. Die Gründe sind vielfältig und reichen von Veränderungen im Verbreitungsgebiet bis hin zu sinkenden Populationsgrößen.
Die Folgen des Klimawandels für die Meere
Der Klimawandel führt zu einer Erwärmung der Meere. Diese Erwärmung hat zur Folge, dass viele Fischarten ihren Lebensraum in kühlere Gewässer verlagern. Ein Beispiel hierfür ist der Blauflossenthunfisch, der kürzlich in britischen Gewässern gesichtet wurde, wo er üblicherweise nicht vorkommt. Ähnliche Beobachtungen gibt es im Pazifik, wo Thunfischschwärme aus westlichen in kühlere östliche Regionen abwandern.
Konflikte um Fischereirechte
Wenn Fischarten wie der Thunfisch ihren Lebensraum verlagern, führt dies zu Nutzungskonflikten zwischen den Ländern. Diese Konflikte entstehen, weil die Fischbestände in die Hoheitsgewässer neuer Länder gelangen. Länder, die bisher von diesen Beständen profitiert haben, stehen plötzlich in Konkurrenz mit neuen Fischereinationen. Diese Situation kann schnell zu Überfischung führen, wie es aktuell bei der nordostatlantischen Makrele zu beobachten ist.
Um diese Konflikte zu lösen, ist eine bessere internationale Zusammenarbeit notwendig. Die Studienautorinnen betonen, dass flexible Fischereiabkommen erforderlich sind, die Veränderungen in der Verbreitung und Größe von Fischbeständen berücksichtigen. Ohne solche Abkommen wird es selbst für hochmotivierte Fischereien schwer, nachhaltig zu fischen.
Ökologische und sozioökonomische Risiken
Der Klimawandel hat nicht nur ökologische, sondern auch sozioökonomische Auswirkungen. Besonders betroffen sind Inselstaaten im Globalen Süden, die stark vom Thunfischfang abhängig sind. Für sie könnten die wirtschaftlichen Folgen verheerend sein. Deshalb ist es entscheidend, dass Regierungen und internationale Fischereimanagementorganisationen eng zusammenarbeiten, um Lebensgrundlagen und Ernährungssicherheit zu schützen.
Ein globales Problem mit lokalen Auswirkungen
Die Bedrohung des Thunfischfangs durch den Klimawandel ist ein globales Problem, das jedoch auch lokale Auswirkungen hat. In Österreich beispielsweise ist Thunfisch ein beliebtes Produkt, das in vielen Supermärkten angeboten wird. Sollte der Thunfischfang weiter zurückgehen, könnte dies zu höheren Preisen und einem geringeren Angebot führen.
Doch nicht nur die Preise könnten steigen. Auch die Qualität des angebotenen Thunfischs könnte leiden, wenn Fischereien gezwungen sind, in weniger nachhaltigen Gebieten zu fischen. Dies hätte nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Auswirkungen auf die Konsumenten.
Vergleich mit anderen Fischarten
Der Thunfisch ist nicht die einzige Fischart, die vom Klimawandel betroffen ist. Auch andere weit wandernde Arten wie Hering, Makrele und Sardine stehen auf der Risiko-Skala weit oben. Im Vergleich zu nicht wandernden Arten wie Kabeljau, Scholle oder Seezunge sind die Herausforderungen jedoch größer. Denn bei nicht wandernden Arten ist das Fischereimanagement weniger komplex und konfliktanfällig, was das Überfischungsrisiko verringert.
Die Rolle der Politik
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen. Im Vorfeld der UN-Klimaverhandlungen (COP30) ruft der MSC die Regierungen aller Fischereinationen dazu auf, stärker zusammenzuarbeiten. Es geht darum, den Fischfang grenzüberschreitend zu regulieren und Überfischung zu verhindern.
Die Regierungen müssen ihre Praktiken anpassen, um mit den Veränderungen Schritt zu halten. Dazu gehört auch, dass bestehende Fischereiabkommen und Fangquotenzuteilungen überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass unsere Meere nicht überfischt werden.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Thunfischfangs hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und effektiv die internationale Gemeinschaft auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert. Flexible und adaptive Fischereiabkommen könnten eine Lösung bieten, um den sich ändernden Bedingungen gerecht zu werden.
Experten sind sich einig, dass der Klimawandel nicht nur eine Bedrohung darstellt, sondern auch eine Chance, um nachhaltige Praktiken in der Fischerei zu fördern. Wenn es gelingt, die Fischereimanagementsysteme anzupassen, könnte dies langfristig zu einer stabileren und nachhaltigeren Fischerei führen.
Doch die Zeit drängt. Der Klimawandel zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung, und die Nachfrage nach Fisch wächst weiter. Es liegt an uns allen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen.