Die aktuellen Lehrlingszahlen aus Niederösterreich sind da und sie geben Anlass zur Hoffnung inmitten der anhaltenden Fachkräftekrise. Wie die Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) am 16. Oktober 2025 bekannt gab, werden derzeit 16.732 Lehrlinge in 4.256 Lehrbetrieben ausgebildet. Dies entspricht zwar einem leichten Rückgang von 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, doch angesichts der demografischen Herausforderungen und des Fachkräftemangels wird dieser Wert als stabil angesehen.
Leichte Rückgänge, aber positive Entwicklungen in bestimmten Branchen
Besonders erfreulich ist die Entwicklung im Bereich Transport und Verkehr. Hier ist die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr um beeindruckende 25 Prozent gestiegen, was insgesamt einem Plus von 13 Prozent entspricht. Diese Branche zeigt, dass es trotz allgemeiner Rückgänge in anderen Sektoren wie Gewerbe und Handwerk (-1,8 %), Industrie (-6,5 %) und Handel (-8,2 %) auch positive Trends gibt.
Gewerbe und Handwerk bleiben mit über 8.000 Lehrlingen die tragenden Säulen der niederösterreichischen Lehrlingsausbildung. Die Industrie folgt mit mehr als 2.500 Lehrlingen und der Handel mit rund 2.200. Diese Bereiche sichern den Großteil der betrieblichen Ausbildung und bieten jungen Menschen weiterhin attraktive Zukunftsperspektiven.
Die Bedeutung der dualen Ausbildung
Die duale Ausbildung, bei der praktische Arbeit im Betrieb mit theoretischem Unterricht in der Berufsschule kombiniert wird, ist ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Bildungslandschaft. Sie gilt als effektives Mittel, um dem Mitarbeitermangel entgegenzuwirken. Laut WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker sind Unternehmen, die ihre Lehrlinge selbst ausbilden, klar im Vorteil. Sie stellen sicher, dass genau jene Mitarbeiter im Betrieb arbeiten, die einen wichtigen Beitrag zum Erfolg leisten können.
„Der Mitarbeitermangel ist ein Thema, das unsere Betriebe nicht nur jetzt, sondern auch in der Zukunft stark beschäftigen wird. Und das unabhängig von der Branche, der Region und der Qualifikation“, so Ecker. Daher sei ein Lösungsmix aus kurzfristigen, mittel- und langfristigen Maßnahmen notwendig, wobei die Lehre ein zentraler Baustein sei.
Stabile Zahlen bei den Lehranfängern
Auch die Zahl der Lehranfänger zeigt eine stabile Entwicklung. Im ersten Lehrjahr werden aktuell 5.124 Lehrlinge ausgebildet, was einem Rückgang von lediglich 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Stabilität ist ein gutes Zeichen dafür, dass die duale Ausbildung weiterhin als attraktiver Bildungsweg wahrgenommen wird.
Berufsorientierung als Schlüssel zum Erfolg
Die Wirtschaftskammer Niederösterreich setzt auf umfassende Berufsorientierung, um junge Menschen für eine Lehre zu begeistern. Mit Initiativen wie dem Talente Check für Jugendliche, der Schnupperlandkarte mit über 700 Betrieben und der Initiative „Let’s Walz“ wird versucht, den Stellenwert der Lehre in der Gesellschaft zu erhöhen. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um den Bedarf an Fachkräften zu decken, der durch die 1.228 Ende September 2025 verfügbaren Lehrstellen deutlich wird.
Vergleich mit anderen Bundesländern
Ein Blick über die Grenzen Niederösterreichs zeigt, dass die Situation in anderen Bundesländern teils ähnlich, teils unterschiedlich ist. In Wien beispielsweise, wo die Dienstleistungsbranche dominiert, sind die Lehrlingszahlen ebenfalls stabil, jedoch mit einem stärkeren Fokus auf den Handel und die Gastronomie. In Oberösterreich hingegen, einem industriellen Zentrum, sind die Rückgänge in der Industrie deutlicher spürbar, was den Druck auf Unternehmen erhöht, innovative Lösungen zu finden.
Historische Entwicklung der Lehrlingsausbildung
Die duale Ausbildung hat in Österreich eine lange Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert wurden erste Ansätze einer solchen Ausbildung entwickelt, um den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in der aufstrebenden Industrie zu decken. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dieses System bewährt und wurde stetig weiterentwickelt. Heute gilt es als Vorbild für viele Länder weltweit, die mit ähnlichen Herausforderungen im Bildungs- und Arbeitsmarkt konfrontiert sind.
Auswirkungen auf die Bürger
Für die Bürger bedeutet eine stabile Lehrlingsausbildung in erster Linie Sicherheit. Junge Menschen haben die Möglichkeit, eine fundierte Ausbildung zu absolvieren, die ihnen gute Berufschancen und eine sichere Zukunft bietet. Unternehmen profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften, die sie selbst ausgebildet haben und die mit den spezifischen Anforderungen des Betriebs vertraut sind.
Zukunftsausblick
Die Zukunft der Lehrlingsausbildung in Niederösterreich sieht trotz der Herausforderungen positiv aus. Die WKNÖ setzt auf kontinuierliche Verbesserungen und Anpassungen der Ausbildungsinhalte an die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt. Digitale Kompetenzen spielen dabei eine immer größere Rolle, um die Lehrlinge auf die Anforderungen der Digitalisierung vorzubereiten.
Langfristig könnte die Einführung neuer Lehrberufe in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern und gleichzeitig den Wirtschaftsstandort Niederösterreich zu stärken.
Fazit
Die aktuellen Zahlen zur Lehrlingsausbildung in Niederösterreich sind ein Lichtblick in einer Zeit, in der der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die Wirtschaft darstellt. Mit einer stabilen Anzahl an Lehrlingen und gezielten Maßnahmen zur Berufsorientierung zeigt die WKNÖ, dass sie gewillt ist, den Stellenwert der Lehre weiter zu erhöhen und jungen Menschen attraktive Perspektiven zu bieten.
Mehr Informationen zur aktuellen Lehrlingssituation finden Sie auf der Webseite der Wirtschaftskammer Niederösterreich.