Es ist ein Skandal, der viele Bürger in Österreich aufhorchen lässt: Lohnbetrug hat sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Kavaliersdelikt entwickelt. Eine brandneue Studie der Arbeiterkammer Wien, durchgeführt von L&R Sozialforschung, legt offen, dass seit der Reform des Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetzes (LSD-BG) im Jahr 2021 die Strafen für Unterentlohnung drastisch gesunken sind. Doch was bedeutet das für die Arbeitnehmer und die Wirtschaft im Allgemeinen?
Ein Gesetz mit Folgen
Das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz, kurz LSD-BG, wurde ursprünglich eingeführt, um Arbeitnehmer vor unfairen Praktiken zu schützen. Doch seit der Reform im Jahr 2021 hat sich das Blatt gewendet. Die Strafen für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter unterbezahlen, sind nicht mehr abschreckend genug. Dies hat dazu geführt, dass systematischer Lohnbetrug für einige Unternehmen zu einem profitablen Geschäftsmodell geworden ist.
Was ist Lohn- und Sozialdumping?
Unter Lohn- und Sozialdumping versteht man die Praxis, Arbeitnehmern weniger zu zahlen als gesetzlich vorgeschrieben oder als in Tarifverträgen festgelegt. Dies kann durch direkte Unterentlohnung oder durch Umgehung von Sozialabgaben geschehen. Die Folgen sind gravierend: Betroffene Arbeitnehmer haben weniger Einkommen und sind oft nicht ausreichend sozial abgesichert.
Die Studie im Detail
Die Studie der Arbeiterkammer Wien zeigt auf, dass die Reform des LSD-BG im Jahr 2021 die Strafen für Lohnbetrug erheblich reduziert hat. Dies hat zur Folge, dass die abschreckende Wirkung des Gesetzes nahezu verpufft ist. Unternehmen riskieren weniger und profitieren mehr, wenn sie ihre Mitarbeiter unterbezahlen.
- Die Anzahl der gemeldeten Fälle von Lohnbetrug ist seit 2021 um 30% gestiegen.
- Die durchschnittliche Strafe für Lohnbetrug ist um 40% gesunken.
- Betroffene Arbeitnehmer verlieren im Schnitt 15% ihres Einkommens durch Lohnbetrug.
Historischer Kontext
Das LSD-BG wurde erstmals 2011 eingeführt, um den Schutz von Arbeitnehmern zu verbessern und fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Bis zur Reform im Jahr 2021 galt es als eines der strengsten Gesetze in Europa. Doch die jüngsten Änderungen haben die Wirksamkeit des Gesetzes erheblich geschwächt.
Vergleich mit anderen Bundesländern
Ein Blick über die Grenzen Wiens hinaus zeigt, dass auch in anderen Bundesländern Österreichs ähnliche Entwicklungen zu beobachten sind. In Niederösterreich und der Steiermark beispielsweise sind die Fälle von Lohnbetrug ebenfalls angestiegen. Dies deutet darauf hin, dass das Problem nicht nur lokal, sondern national von Bedeutung ist.
Expertenmeinungen
Ein Experte der Abteilung Sozialpolitik der AK Wien betont: „Die Reform des LSD-BG hat den Unternehmen die Möglichkeit gegeben, Lohnbetrug als kalkuliertes Risiko zu betrachten. Die Strafen sind so gering, dass es sich für viele Unternehmen lohnt, das Risiko einzugehen.“
Konkrete Auswirkungen auf die Bürger
Für die betroffenen Arbeitnehmer bedeutet Lohnbetrug nicht nur weniger Geld in der Tasche, sondern auch eine schlechtere soziale Absicherung. Dies kann langfristige Auswirkungen auf die Lebensqualität und die finanzielle Sicherheit haben. Besonders betroffen sind häufig gering qualifizierte Arbeitskräfte und Migranten, die oft weniger über ihre Rechte informiert sind.
Politische Zusammenhänge
Die Reform des LSD-BG im Jahr 2021 war Teil einer größeren politischen Agenda zur Deregulierung des Arbeitsmarktes. Kritiker argumentieren, dass die Regierung mehr auf die Bedürfnisse der Unternehmen als auf den Schutz der Arbeitnehmer geachtet hat. Dies hat zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen für viele geführt.
Zukunftsausblick
Die Arbeiterkammer Wien fordert nun eine erneute Verschärfung des LSD-BG, um den Lohnbetrug effektiv zu bekämpfen. Ohne stärkere Maßnahmen droht das Vertrauen der Arbeitnehmer in den Schutz ihrer Rechte weiter zu erodieren. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik den Forderungen nachkommt und wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Die Pressekonferenz der AK Wien am 11. November 2025 wird weitere Details zur Studie und mögliche Lösungsansätze präsentieren. Interessierte können die Veranstaltung auch im Livestream unter https://wien.arbeiterkammer.at/lohndumping verfolgen.