Der österreichische Wohnungsmarkt steht vor einer potenziellen Krise. Der Verband Gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBVs) schlägt Alarm: Eine geplante Mietpreisbremse könnte weitreichende Folgen für den gemeinnützigen Wohnbau haben. Doch was steckt hinter dieser dramatischen Entwicklung?
Ein System unter Druck
Am 3. Juni 2025 veröffentlichte der Österreichische Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen eine Pressemitteilung, die aufhorchen lässt. Der Verband kritisiert die Pläne von Wohnbauminister Babler, der eine Mietpreisbremse für 2026 und 2027 angekündigt hat. Ziel ist es, die steigenden Mietpreise in Österreich zu bekämpfen. Doch der Verband sieht darin einen schwerwiegenden Eingriff in das bewährte System der Gemeinnützigkeit.
Was ist Gemeinnützigkeit?
Gemeinnützige Bauvereinigungen sind Organisationen, die Wohnraum zu möglichst niedrigen Preisen zur Verfügung stellen. Sie arbeiten nach dem Kostendeckungsprinzip, das bedeutet, dass Mieten nur so hoch sein dürfen, dass die Kosten für Bau, Instandhaltung und Verwaltung gedeckt werden. Gewinne dürfen nicht erzielt werden, was den Wohnraum für viele Menschen erschwinglich macht.
Die Rolle des EVB
Ein zentrales Element dieses Systems ist der Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag (EVB). Dieser Beitrag wird von den Mietern erhoben, um die Instandhaltung und Verbesserung der Wohngebäude zu finanzieren. Laut der Pressemitteilung beträgt der EVB in der Grundstufe bis maximal fünf Jahre nach Bezug 0,59 Euro pro Quadratmeter Wohnnutzfläche. Nach 20 Jahren kann er bis zu 2,33 Euro pro Quadratmeter betragen.
Finanzielle Herausforderungen
Die Kosten für die Instandhaltung von Gebäuden steigen jedoch kontinuierlich. Der Verband weist darauf hin, dass die Einnahmen durch den EVB bereits um mehr als 15% gegenüber der realen Preissteigerung in nur zwei Jahren reduziert wurden. Durch die geplante Mietpreisbremse droht ein erheblicher Sanierungsrückstau, der letztlich die Mieter selbst treffen wird.
- 700.000 Wohnungen in Österreich sind von diesen Regelungen betroffen.
- Die Einnahmenausfälle für die Jahre 2024 bis 2027 werden auf 865 Millionen Euro geschätzt.
- Der Stand der Instandhaltungsvorlagen beträgt mehr als 2 Milliarden Euro.
Politische Dimensionen
Die Diskussion um die Mietpreisbremse ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische. Der Verband fordert ein Umdenken bei den politisch Verantwortlichen. Der neu gewählte Vorstand, darunter Obmann KR Mag. Michael Gehbauer und Obmann-Stellvertreterin Mag.a Isabella Stickler, appelliert an alle Parteien, diesen Kurs zu überdenken.
Vergleich zu anderen Ländern
In anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Diskussionen über Mietpreisbremsen. In Deutschland wurde 2015 eine Mietpreisbremse eingeführt, die jedoch immer wieder in der Kritik steht, da sie die angestrebten Effekte nicht in vollem Umfang erreicht hat. In Österreich könnte die Situation noch brisanter werden, da der gemeinnützige Wohnbau eine zentrale Rolle spielt.
Die Auswirkungen auf die Bürger
Für die Mieter könnte die geplante Mietpreisbremse zunächst wie eine Erleichterung erscheinen. Doch die langfristigen Folgen könnten gravierend sein. Ein Sanierungsstau könnte die Wohnqualität drastisch verschlechtern. Zudem sind die gemeinnützigen Bauvereinigungen gezwungen, aus Eigenmitteln zu investieren, was die finanzielle Stabilität gefährden könnte.
Expertenmeinungen
Ein fiktiver Experte, Dr. Hans Mayer, ein renommierter Wohnbauökonom, warnt: „Die Mietpreisbremse könnte sich als Bumerang erweisen. Kurzfristig mag sie die Kosten für Mieter senken, aber langfristig drohen erhebliche Qualitätsverluste im Wohnungsbestand.“
Ein Blick in die Zukunft
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein. Wird die Politik auf die Forderungen des Verbandes eingehen? Oder wird die Mietpreisbremse wie geplant eingeführt? Die Auswirkungen könnten weitreichend sein und den gemeinnützigen Wohnbau in Österreich nachhaltig verändern.
Ein Appell zum Umdenken
Der Verband Gemeinnütziger Bauvereinigungen fordert ein Umdenken. Die Deckelung des EVB sei ein „absolutes NoGo“. Sie sei keine geeignete Maßnahme gegen das dramatische Ansteigen der freien Mieten. Stattdessen fordert der Verband, die wahren Preistreiber ins Visier zu nehmen.
Die Diskussion um die Mietpreisbremse zeigt, wie komplex die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sind. Es braucht durchdachte Lösungen, um allen Beteiligten gerecht zu werden und den gemeinnützigen Wohnbau zu sichern. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Verantwortlichen bereit sind, diese Herausforderung anzunehmen.