In St. Pölten tut sich was: Der Landtag von Niederösterreich plant einen neuen, hochmodernen Landtagssaal, der nicht nur politische Geschichte schreiben, sondern auch ein Meilenstein in Sachen Inklusion werden soll. Die Umgestaltung des Saals, wie sie von Landtagspräsident Karl Wilfing angekündigt wurde, zielt darauf ab, einen Raum für alle Bürgerinnen und Bürger des Bundeslandes zu schaffen. Am 16. Juni 2025 erklärte Wilfing: „Die Neugestaltung des Landtagssaals ist mit dem Ziel gestartet, dass unser Saal ein Raum für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher wird.“
Barrierefreiheit als oberste Priorität
Ein zentrales Element der Umgestaltung ist die umfassende Barrierefreiheit. Das bedeutet, dass der Saal für Menschen mit Behinderungen vollständig zugänglich gemacht wird. Aber was bedeutet Barrierefreiheit eigentlich? Im Kern geht es darum, dass alle Menschen, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten, Zugang zu allen Bereichen erhalten. Dies umfasst nicht nur die physische Zugänglichkeit von Gebäuden, sondern auch die Nutzbarkeit von Einrichtungen und die Teilhabe an allen Aktivitäten, die in einem Raum stattfinden.
Der Planungsprozess wurde in den letzten Wochen intensiviert und von der Zentralbehindertenvertrauensperson des Amts der Landesregierung, Andreas Mühlbauer, begleitet. Sein Urteil ist positiv: „Die Planungen erfüllen die Voraussetzungen der Barrierefreiheit. Angefangen bei der Erreichbarkeit und Verwendbarkeit des Rednerpults bzw. der Abgeordneten-Tische über die induktive Höranlage bis hin zu den Durchfahrtsbreiten wurden alle relevanten Erfordernisse erfüllt.“
Technologische Innovationen für mehr Inklusion
Ein besonderer Fokus liegt auf der technologischen Ausstattung des neuen Saals. Moderne induktive Höranlagen sollen Menschen mit Hörbehinderungen die Teilnahme an den Sitzungen erleichtern. Diese Anlagen funktionieren durch magnetische Induktion, die es Hörgeräteträgern ermöglicht, Audiosignale direkt in ihr Hörgerät zu empfangen, was die Klangqualität erheblich verbessert.
- Leitsysteme für Sehbehinderte: Um Menschen mit Sehbehinderungen die Orientierung zu erleichtern, werden spezielle Leitsysteme installiert. Diese bestehen oft aus taktilen Bodenindikatoren, die mit einem Stock oder den Füßen ertastet werden können.
- Automatische Türöffner: Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Kraft sollen automatische Türöffner den Zugang zu den Toiletten und anderen Räumen erleichtern.
„Unterm Strich bin ich überzeugt, dass der künftige Landtagssaal ein Ort der Inklusion wird“, betonte Mühlbauer.
Ein Raum für alle: Was bedeutet das für die Bürger?
Doch was bedeutet diese Neugestaltung konkret für die Bürgerinnen und Bürger Niederösterreichs? Zunächst einmal wird der Landtagssaal durch die Barrierefreiheit zu einem Vorzeigeprojekt, das zeigt, wie Inklusion in der Praxis aussehen kann. Für Menschen mit Behinderungen bedeutet dies, dass sie ohne Einschränkungen an politischen Prozessen teilnehmen können. Aber auch für alle anderen Bürger wird der Saal zugänglicher und einladender. „Barrierefreie Räume und Ausstattungen machen Räume freundlicher und nahbarer, es kommt daher allen zu Gute“, so Wilfing.
Historische Bedeutung und Vergleich mit anderen Bundesländern
Die Bedeutung dieses Projekts ist nicht zu unterschätzen. Historisch gesehen war der Zugang zu politischen Institutionen für Menschen mit Behinderungen oft stark eingeschränkt. In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch viel getan. In Österreich gibt es mittlerweile zahlreiche Initiativen, die auf mehr Inklusion abzielen. Ein Vergleich mit anderen Bundesländern zeigt, dass Niederösterreich mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle einnimmt. Während einige Bundesländer bereits Maßnahmen zur Barrierefreiheit umgesetzt haben, geht Niederösterreich mit der umfassenden Neugestaltung des Landtagssaals einen Schritt weiter.
Ein ähnliches Projekt wurde vor einigen Jahren in der Steiermark umgesetzt, wo der Landtagssaal ebenfalls auf Barrierefreiheit umgestellt wurde. Doch die Maßnahmen in Niederösterreich gehen darüber hinaus und setzen neue Maßstäbe.
Zukunftsausblick: Ein Modell für ganz Österreich?
Die Frage, die sich viele stellen, ist: Könnte der neue Landtagssaal in Niederösterreich als Modell für ganz Österreich dienen? Die Antwort darauf könnte ja lauten, denn die umfassende Planung und der Einsatz moderner Technologien machen dieses Projekt zu einem Vorbild für andere politische Institutionen im Land. „Wir hoffen, dass unser Ansatz Schule macht und auch in anderen Bundesländern Nachahmer findet“, so ein Experte aus dem Planungsstab.
Die Auswirkungen auf die politische Landschaft könnten erheblich sein. Durch die verbesserte Zugänglichkeit könnten mehr Menschen an politischen Prozessen teilnehmen, was letztendlich zu einer repräsentativeren Demokratie führen könnte. Zudem könnte das Projekt einen positiven Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen haben und dazu beitragen, Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen.
Fazit: Ein großer Schritt für Niederösterreich
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Neugestaltung des Landtagssaals in Niederösterreich ein bedeutender Schritt in Richtung Inklusion und Barrierefreiheit ist. Mit moderner Technik und durchdachten Konzepten wird ein Raum geschaffen, der für alle zugänglich ist und die Teilhabe an politischen Prozessen fördert. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Projekt tatsächlich als Modell für ganz Österreich dienen kann, doch die Zeichen stehen gut. Der neue Saal könnte nicht nur ein Ort der politischen Entscheidungsfindung, sondern auch ein Symbol für eine inklusive Gesellschaft sein.
Weitere Informationen und Updates zum Fortschritt des Projekts finden Sie auf der offiziellen Website des Landtags von Niederösterreich unter https://noe-landtag.gv.at.