Wien steht Kopf! Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat eine Forderung auf den Tisch gelegt, die für hitzige Debatten sorgt: Vermögende und Großkonzerne sollen stärker zur Kasse gebeten werden, um die Last der Budgetkonsolidierung gerechter zu verteilen. Doch was steckt hinter dieser Forderung, und welche Auswirkungen könnte sie auf die Bürger haben?
Der aktuelle Anlass: Wirtschaftliche Prognosen und ihre Folgen
Am 6. Juni 2025 veröffentlichte die Österreichische Nationalbank eine gesamtwirtschaftliche Prognose, die nicht nur Experten aufhorchen lässt. Vor diesem Hintergrund betont der ÖGB die Notwendigkeit, dass die Lasten der Budgetkonsolidierung gerechter verteilt werden müssen. Angela Pfister, die Leiterin des Volkswirtschaftlichen Referats im ÖGB, äußerte sich dazu mit klaren Worten: „Es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dass Banken und Energiekonzerne aufgrund ihrer enormen Gewinne in den letzten Jahren verstärkt zur Budgetsanierung herangezogen werden.”
Unternehmen in der Kritik: Wer zahlt wirklich?
Ein zentraler Kritikpunkt des ÖGB ist, dass viele Unternehmen, die in den letzten Jahren von Steuererleichterungen und Förderungen profitiert haben, derzeit kaum einen Beitrag zur Konsolidierung leisten. Der Ruf nach einer Anhebung der Körperschaftsteuer wird laut. Diese Steuer, die auf den Gewinn von Kapitalgesellschaften wie Aktiengesellschaften und GmbHs erhoben wird, könnte ein Instrument sein, um die Lasten gerechter zu verteilen. Doch was bedeutet das konkret für die Unternehmen und die Wirtschaft?
Was ist die Körperschaftsteuer?
Die Körperschaftsteuer ist eine Steuer auf den Gewinn von Kapitalgesellschaften. In Österreich liegt der Steuersatz derzeit bei 25 Prozent. Eine Erhöhung dieser Steuer könnte dazu führen, dass Unternehmen mehr von ihren Gewinnen an den Staat abführen müssten. Dies könnte wiederum Auswirkungen auf Investitionen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen haben.
Die breite Masse: Wer trägt die Hauptlast?
Ein weiterer Punkt der Kritik des ÖGB ist, dass Arbeitnehmer und Haushalte bereits stark von der Konsolidierung betroffen sind. Die vollständige Streichung des Klimabonus sowie geplante Kürzungen im Pensionsbereich und bei den Familienleistungen belasten viele Bürger. Diese Maßnahmen sind Teil der Bemühungen, das Budget zu konsolidieren, also die Ausgaben und Einnahmen des Staates ins Gleichgewicht zu bringen.
Was bedeutet Budgetkonsolidierung?
Budgetkonsolidierung bedeutet, dass der Staat versucht, seine Finanzen in Ordnung zu bringen. Das kann durch Einsparungen bei Ausgaben oder durch Erhöhung der Einnahmen, zum Beispiel durch Steuern, geschehen. In der Praxis bedeutet das oft schmerzhafte Einschnitte bei öffentlichen Leistungen oder höhere Abgaben für die Bürger.
Offensivmaßnahmen: Hoffnung für die Zukunft?
Trotz der aktuellen Herausforderungen gibt es auch positive Signale. Im Budget sind Mittel für zukunftsorientierte Offensivmaßnahmen vorgesehen, etwa in den Bereichen Wirtschaft, Bildung und Gleichstellung. Doch Angela Pfister betont, dass mehr getan werden muss: „Aktuell brauchen wir mehr Offensivmaßnahmen für die Konjunktur sowie zur Bewältigung der Herausforderungen für den Standort und der Beschäftigung.”
Vermögens- und Erbschaftssteuern: Ein umstrittenes Thema
Der ÖGB sieht auch die Notwendigkeit, große Vermögen stärker zu besteuern. Vermögens- und Erbschaftssteuern sind in vielen Ländern ein bewährtes Mittel, um die Einnahmen des Staates zu erhöhen. In Österreich sind sie jedoch umstritten. Gegner argumentieren, dass solche Steuern den Wirtschaftsstandort schwächen könnten. Angela Pfister hält dem entgegen: „Dabei gäbe es durchaus praxistaugliche Modelle, etwa klassische Vermögens- und Erbschaftssteuern oder eine Form der Grundvermögensteuer, wie sie beispielsweise in Frankreich existiert.”
Was sind Vermögens- und Erbschaftssteuern?
Die Vermögenssteuer ist eine Steuer auf das gesamte Vermögen einer Person oder eines Unternehmens. Die Erbschaftssteuer wird auf das Vermögen erhoben, das beim Tod einer Person auf die Erben übergeht. Beide Steuern sind in vielen Ländern gängige Instrumente zur Umverteilung von Reichtum und zur Erhöhung der Staatseinnahmen.
Die Debatte: Wer soll zahlen?
Die Forderung des ÖGB nach einer stärkeren Beteiligung von Vermögenden und Konzernen an der Budgetkonsolidierung wirft grundlegende Fragen auf: Wer soll die Lasten tragen? Sind es die Unternehmen und die Reichen, die mehr zahlen sollten, oder müssen auch die Bürger einen größeren Beitrag leisten? Diese Fragen sind nicht neu und wurden in der Vergangenheit immer wieder heiß diskutiert.
Historische Vergleiche: Ein Blick in die Vergangenheit
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Frage der Steuerlastverteilung schon immer ein heißes Eisen war. In den 1970er Jahren führte Österreich unter der Regierung Kreisky eine umfassende Steuerreform durch, die höhere Steuern für Unternehmen und Vermögende vorsah. Die damaligen Maßnahmen führten zu einer breiten Diskussion über die Gerechtigkeit des Steuersystems.
Vergleich mit anderen Bundesländern
Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass Österreich mit seiner Steuerpolitik nicht allein dasteht. In Deutschland wird derzeit ebenfalls über eine stärkere Besteuerung von Reichen diskutiert. Frankreich hat mit der Einführung einer Vermögenssteuer bereits einen Schritt in diese Richtung unternommen.
Die Auswirkungen auf die Bürger
Die Frage, wer die Hauptlast der Budgetkonsolidierung tragen soll, hat direkte Auswirkungen auf die Bürger. Höhere Steuern für Unternehmen könnten zu höheren Preisen für Produkte und Dienstleistungen führen. Andererseits könnten Einsparungen bei öffentlichen Leistungen die soziale Sicherheit der Bürger gefährden.
Expertenmeinungen: Was sagen die Fachleute?
Experten sind sich uneinig über die besten Wege zur Budgetkonsolidierung. Der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Stefan Müller argumentiert: „Eine ausgewogene Steuerpolitik ist entscheidend, um die Wirtschaft nicht zu überlasten und gleichzeitig die sozialen Bedürfnisse der Bürger zu berücksichtigen.”
Die Ökonomin Prof. Lisa Berger hingegen betont: „Ohne eine stärkere Beteiligung der Vermögenden wird es schwierig, die sozialen Leistungen aufrechtzuerhalten, die für viele Menschen lebenswichtig sind.”
Zukunftsausblick: Wohin führt der Weg?
Die Diskussion über die gerechte Verteilung der Steuerlast wird in den kommenden Monaten und Jahren weitergehen. Die Entscheidungen, die jetzt getroffen werden, könnten langfristige Auswirkungen auf die österreichische Wirtschaft und Gesellschaft haben. Es bleibt abzuwarten, wie die Regierung auf die Forderungen des ÖGB reagiert und welche Maßnahmen schließlich umgesetzt werden.
In jedem Fall ist klar: Die Frage, wer die Last der Budgetkonsolidierung tragen soll, wird weiterhin für hitzige Debatten sorgen. Die Bürger sind aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen und ihre Meinung kundzutun. Denn letztlich geht es um die Zukunft des Landes und um die Frage, wie wir in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen zusammenstehen können.