Die Gesundheitsversorgung in Österreich steht vor einer dramatischen Herausforderung, die die Versorgungssicherheit der Bevölkerung massiv gefährden könnte. Am 26. Juni 2025 wurde das neue Preisband für Generika veröffentlicht, und die Reaktionen sind alarmierend. Der Österreichische Generikaverband schlägt lautstark Alarm: Monatlich verschwinden im Schnitt 20 Medikamente aus dem Erstattungskodex – ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Preisregulierungen dringend überdacht werden müssen, um die Versorgungssicherheit nicht zu gefährden.
Was ist das Preisband und warum ist es so wichtig?
Das Preisband ist eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme, die alle zwei Jahre die Preise von wirkstoffgleichen Produkten in einen Preiskorridor von maximal 20 Prozent über der jeweils günstigsten gleichen Wirkstoffstärke senkt. Diese Regelung ist im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG) verankert und könnte heuer auslaufen, was Generika ab dem kommenden Jahr noch empfindlicheren Zwangspreissenkungen aussetzen würde.
Generika, die oft als kostengünstige Alternativen zu Markenmedikamenten angeboten werden, spielen eine entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung. Sie ermöglichen es, die medizinische Versorgung breiter Bevölkerungsschichten zu erschwinglichen Preisen sicherzustellen. Doch der enorme Preisdruck auf Generika, verbunden mit steigenden Herstellkosten und zunehmenden regulatorischen Anforderungen, gefährdet diese Grundversorgung zunehmend.
Die europaweite Dimension des Problems
Die Problematik beschränkt sich nicht nur auf Österreich. Innerhalb von zehn Jahren sind in Europa rund ein Viertel aller Generika aus der Versorgung verschwunden. Mehr als 80 Prozent der Generika mit einem Versorgungsanteil von über 60 Prozent werden mittlerweile nur noch von einem einzigen großen Anbieter geliefert. Diese Monopolisierung kann die Versorgungssicherheit weiter gefährden.
Zusätzlich zum Preisband erhöhen weitere gesetzliche Vorgaben den wirtschaftlichen Druck auf Hersteller. Die neue Verordnung zur Arzneimittelbevorratung verlangt eine kostenintensive Lagerhaltung von fast 600 Produkten, von denen 83 Prozent Generika sind. Dies stellt eine enorme finanzielle Belastung für Generikahersteller dar.
Regulatorische Herausforderungen und wirtschaftlicher Druck
Eine weitere Herausforderung für die Generikaversorgung ist die novellierte Kommunale Abwasserrichtlinie (KARL), die Generikahersteller dazu zwingt, 60 Prozent der Kosten für eine zusätzliche vierte Reinigungsbehandlung der Abwässer von Städten und Gemeinden zu übernehmen. Die europaweiten Kostenschätzungen liegen zwischen 1,18 und 11 Milliarden Euro. Diese zusätzlichen Kosten bedrohen die wirtschaftliche Stabilität vieler Generikahersteller.
Ein Experte aus der Branche kommentiert: „Diese Regulierungsmechanismen sind über Jahre hinweg immer komplexer geworden und gefährden die Generikaversorgung massiv. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“
Reformbedarf im Erstattungssystem
Bereits beim letzten Preisband 2023 wurde eine umsichtige Vorgangsweise gewählt, um die Versorgung nicht noch mehr zu gefährden. Dieses Vorgehen muss auch in diesem Jahr die Entscheidungen der Erstattungsbehörde leiten, um weitere Engpässe zu vermeiden. Der Generikaverband fordert dringend Reformen, um die steigenden Kosten und den Druck auf die Versorgung abzufedern.
- Die grundsätzliche Aufnahme von Generika in den grünen Bereich des Erstattungskodex ohne zusätzliche Preisabschläge.
- Die Abschaffung drohender Streichungsverfahren.
- Eine freie Preisbildung für Arzneien unterhalb der Rezeptgebühr.
- Die Möglichkeit zur Indexanpassung.
Diese Maßnahmen sollen helfen, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und den Budgetdruck der Krankenkassen nicht auf dem Rücken der Generikaversorgung auszutragen.
Der Blick in die Zukunft: Was steht auf dem Spiel?
Die Zukunft der Generikaversorgung in Österreich hängt von den politischen Entscheidungen der kommenden Monate ab. Sollten keine angemessenen Maßnahmen ergriffen werden, droht eine Verschärfung der Versorgungslage. Dies könnte langfristig nicht nur die Kosten für das Gesundheitssystem erhöhen, sondern auch die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung gefährden.
Ein Branchenanalyst warnt: „Wenn die Politik nicht schnell reagiert, könnte die Generikaversorgung in Österreich ernsthaft ins Wanken geraten. Wir dürfen nicht zulassen, dass wirtschaftliche Zwänge die Gesundheitsversorgung der Menschen gefährden.“
Der Österreichische Generikaverband bleibt jedoch optimistisch, dass die Verantwortlichen die Dringlichkeit der Situation erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um sicherzustellen, dass Generika weiterhin eine tragende Säule der Gesundheitsversorgung in Österreich bleiben.
Für weitere Informationen können Sie die vollständige Pressemitteilung des Österreichischen Generikaverbands hier einsehen.