Am 15. Oktober 2025 hat der Nationalrat in Wien eine bedeutende Entscheidung getroffen, die die Ausbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Österreich revolutionieren könnte. Mit einer Novelle des Universitätsgesetzes wird das Masterstudium Psychotherapie ab dem Wintersemester 2026/27 an zehn Universitäten in Österreich angeboten. Diese Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf das österreichische Gesundheitssystem haben.
Ein Masterplan für die Zukunft der Psychotherapie
Die Novelle sieht vor, dass jährlich bis zu 500 Studienplätze für angehende Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten finanziert werden. Ziel ist es, dem steigenden Bedarf an psychotherapeutischen Fachkräften gerecht zu werden. Eine Quotenregelung soll sicherstellen, dass 75 % der Studienplätze an Personen mit einem österreichischen Reifezeugnis vergeben werden. Diese Maßnahme soll die Versorgungssicherheit im österreichischen Gesundheitssystem gewährleisten.
Warum eine Quotenregelung?
Die Quotenregelung ist nicht neu in der österreichischen Bildungslandschaft. Bereits im Medizinstudium gibt es ähnliche Regelungen, um den nationalen Bedarf zu decken. Diese Maßnahmen sind gemäß der Judikatur des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zulässig, sofern sie dem nationalen Interesse dienen. Die österreichische Regierung sieht in der Quotenregelung einen wichtigen Schritt, um sicherzustellen, dass die ausgebildeten Fachkräfte dem heimischen Gesundheitssystem erhalten bleiben.
Die politische Landschaft: Einigkeit und Kontroversen
Die Entscheidung im Nationalrat wurde von einer breiten politischen Mehrheit getragen, bestehend aus ÖVP, SPÖ, NEOS und FPÖ. Die Grünen hingegen lehnten die Novelle ab. Sie kritisieren, dass die Universität für Weiterbildung Krems unangemessen bevorzugt werde. Diese Universität soll einen Großteil der Studienplätze erhalten, was in Fachkreisen auf Skepsis stößt. Kritiker befürchten, dass dies ein Schritt in Richtung einer Volluniversität durch die Hintertür sein könnte.
Die FPÖ sieht die Notwendigkeit der Reform in der steigenden psychischen Belastung der Bevölkerung, die ihrer Meinung nach durch die Corona-Politik der letzten Jahre verursacht wurde. Die SPÖ hingegen betont die Notwendigkeit, das Angebot an Therapieplätzen zu sichern, da viele aktuelle Fachkräfte in den Ruhestand gehen werden.
Die Bedeutung für die Bürger
Für die österreichische Bevölkerung könnte diese Reform eine Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung bedeuten. Psychische Erkrankungen sind längst kein Tabuthema mehr, und der Bedarf an Therapieplätzen steigt stetig. Die neue Ausbildung könnte dazu beitragen, Wartezeiten zu verkürzen und die Qualität der Versorgung zu verbessern.
Ein Blick in die Zukunft
Die langfristigen Auswirkungen dieser Reform sind noch unklar. Experten erwarten jedoch, dass die Akademisierung der Psychotherapie-Ausbildung zu einer Professionalisierung des Berufsstandes führen könnte. Diese Entwicklung könnte auch die Attraktivität des Berufs steigern und mehr Menschen dazu motivieren, eine Karriere in der Psychotherapie zu ergreifen.
Die Novelle könnte auch als Modell für andere europäische Länder dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Kombination aus nationalen Quoten und einer breiten politischen Unterstützung könnte als Beispiel für eine erfolgreiche Bildungsreform im Gesundheitssektor angesehen werden.
Fazit
Die Entscheidung des Nationalrats, die Ausbildung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu reformieren, ist ein bedeutender Schritt zur Sicherung der psychischen Gesundheitsversorgung in Österreich. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die gesetzten Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen und wie sich das österreichische Gesundheitssystem weiterentwickeln wird.