Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Mit Jahresende droht das Ende eines der erfolgreichsten Pilotprojekte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Tirol. Das sogenannte „Home-Treatment“ für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche steht auf der Kippe, und die Frage, die sich viele stellen, lautet: Warum?

Was ist Home-Treatment?

Home-Treatment ist ein innovatives Konzept, das psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen ermöglicht, in ihrem gewohnten Umfeld – also zu Hause – behandelt zu werden. Dieses Modell hat sich als besonders erfolgreich erwiesen, da es den jungen Patienten eine vertraute Umgebung bietet, die oft entscheidend für den Therapieerfolg ist.

Die Erfolge sprechen für sich

In den vergangenen zwei Jahren konnten in Tirol zahlreiche positive Ergebnisse erzielt werden. Bernhard Rappert, Fachbereichsleiter der Patientenanwaltschaft bei VertretungsNetz, betont: „Die Versorgung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen in ihrem Zuhause hat sich in Tirol – wie auch in anderen Bundesländern – als besonders erfolgreiches Konzept gezeigt.“

Das Konzept ist nicht neu. Bereits seit vier Jahren wird es erfolgreich in Wien von der Med Uni Wien und dem Psychosozialen Dienst (PSD) umgesetzt. Die Evaluierung des Projekts zeigte, dass das Home-Treatment eine Win-Win-Situation für die Patienten und das Gesundheitssystem darstellt. Doch warum steht dieses erfolgreiche Modell nun auf der Kippe?

Finanzierungsprobleme bedrohen das Projekt

Wie so oft in der Gesundheitsversorgung ist die Finanzierung der Knackpunkt. VertretungsNetz fordert die Tiroler Landespolitik und die Sozialversicherung auf, die Finanzierung des Projekts weiterhin sicherzustellen. „Dieses Angebot ist für viele Kinder und Jugendliche das Beste, das wir jungen Patient:innen aktuell bieten können, wir dürfen es ihnen auf keinen Fall künftig vorenthalten“, appelliert Matthias Lauer, Bereichsleiter der Patientenanwaltschaft von VertretungsNetz in Tirol, an die Verantwortlichen.

Vergleich mit anderen Bundesländern

Ein Blick über die Tiroler Landesgrenzen hinaus zeigt, dass das Home-Treatment auch in anderen Bundesländern erfolgreich ist. In Wien beispielsweise ist das Modell seit Jahren etabliert und hat sich als effektive Ergänzung zu stationären Behandlungen bewährt. Doch während in Wien die Finanzierung gesichert scheint, steht in Tirol das Aus bevor.

Die Bedeutung der Prävention

Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion um das Home-Treatment nicht vergessen werden darf, ist die Prävention. Laut VertretungsNetz muss noch viel mehr in die Prävention psychischer Erkrankungen investiert werden. Monatelange Wartezeiten auf Therapieplätze bzw. eine Behandlung nur für jene Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich das privat leisten können, sind ein unerträglicher Zustand.

Was bedeutet das für die Betroffenen?

Für die betroffenen Kinder und Jugendlichen wäre das Ende des Home-Treatment-Projekts ein herber Rückschlag. Viele von ihnen müssten monatelang auf eine Behandlung warten oder könnten gar keine Therapie erhalten. Die rasche Unterstützung, die das Home-Treatment bietet, beugt in vielen Fällen der Chronifizierung von psychischen Erkrankungen vor.

Ein Experte aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie erklärt: „Die Möglichkeit, Kinder in ihrem gewohnten Umfeld zu behandeln, ist ein entscheidender Faktor für den Therapieerfolg. Es ist erschreckend, dass ein so erfolgreiches Modell aus finanziellen Gründen gefährdet ist.“

Ein Blick in die Zukunft

Was bringt die Zukunft für das Home-Treatment in Tirol? Die kommenden Wochen werden entscheidend sein. Die Landespolitik und die Sozialversicherung stehen unter Druck, eine Lösung zu finden. Die Hoffnung vieler Eltern und Fachleute liegt darin, dass das Projekt weitergeführt wird und auch andere Bundesländer dem Tiroler Beispiel folgen.

Fazit

Das Home-Treatment für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche ist ein Erfolgsmodell, das nicht nur in Tirol, sondern auch in anderen Bundesländern Schule machen könnte. Die Finanzierung muss gesichert werden, um den betroffenen Kindern und ihren Familien weiterhin die bestmögliche Versorgung zu bieten. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Verantwortlichen in der Lage sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dieses wichtige Projekt zu retten.

  • Home-Treatment ermöglicht Behandlung in vertrauter Umgebung
  • Erfolgreich in Wien und Tirol umgesetzt
  • Finanzierung in Tirol gefährdet
  • VertretungsNetz fordert weitere Finanzierung
  • Prävention psychischer Erkrankungen muss gestärkt werden

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Verantwortlichen in der Lage sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um dieses wichtige Projekt zu retten.