Der Wiener Ballhausplatz war am heutigen Vormittag Schauplatz eines ungewöhnlichen Protests, der die Aufmerksamkeit der Passanten und der Medien gleichermaßen auf sich zog. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hatte zu einer Aktion aufgerufen, die sowohl kreativ als auch provokant war. Ein als Schwein verkleideter Aktivist nahm auf einem gemütlichen Strohsofa Platz, um die Forderungen des VGT zu unterstreichen: „Schweine brauchen Stroh“.
Das Problem mit dem Vollspaltenboden
Der aktuelle Streit dreht sich um die Verwendung von Vollspaltenböden in der Schweinehaltung, eine Praxis, die in Österreich noch weit verbreitet ist. Der Vollspaltenboden besteht aus Betonplatten mit scharfkantigen Spalten, die den Tieren wenig Komfort bieten. Diese Art der Unterbringung führt oft zu gesundheitlichen Problemen bei den Schweinen, wie entzündeten Gelenken und Verhaltensstörungen, die sich in aggressivem Verhalten äußern können.
Im Gegensatz dazu hat Schweden bereits vor Jahren einen anderen Weg eingeschlagen. Dort ist die Verwendung von Vollspaltenböden verboten, und Stroheinstreu ist verpflichtend. Das Ergebnis? Eine beeindruckende Selbstversorgungsrate von 85% bei Schweinefleisch, die zeigt, dass tierfreundlichere Haltungsformen durchaus wirtschaftlich tragfähig sind.
Warum Stroh besser ist
Stroh bietet den Schweinen nicht nur einen weicheren Untergrund, sondern auch Beschäftigung. Schweine sind intelligente Tiere, die beschäftigt werden müssen, um Verhaltensauffälligkeiten zu vermeiden. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Schweine, die auf Stroh gehalten werden, gesünder sind und weniger Verhaltensstörungen aufweisen. Diese Erkenntnisse sind nicht neu und werden von Tierärzten und Wissenschaftlern weltweit unterstützt.
„Es ist schlichtweg absurd zu behaupten, dass Schweine den harten Betonboden bevorzugen“, erklärt ein anonymer Experte. „Die Industrie versucht, höhere Kosten zu vermeiden, aber langfristig ist die Investition in eine tierfreundlichere Haltung auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll.“
Die Rolle der Politik
Die österreichische Politik hat bisher keine bindenden Regelungen für eine verpflichtende Stroheinstreu in der Schweinehaltung verabschiedet. Der VGT kritisiert, dass die Industrie zu viel Einfluss auf politische Entscheidungen hat, was auf Kosten des Tierschutzes geht. Bis 2038 sollen alle Betriebe auf eine verbesserte, aber immer noch nicht ideale Version des Vollspaltenbodens umstellen. Diese Verzögerungstaktik wird von Tierschützern als inakzeptabel angesehen.
„Es gibt keine logische Erklärung, warum wir nicht den schwedischen Weg gehen können“, so ein weiterer Experte. „Es liegt an der Politik, die Interessen der Tiere ernst zu nehmen und die notwendigen gesetzlichen Änderungen vorzunehmen.“
Die wirtschaftlichen Argumente
Ein häufig genanntes Argument gegen die Stroheinstreu sind die höheren Kosten. Doch die Zahlen aus Schweden zeigen, dass diese Investition sich auszahlen kann. Die schwedische Schweinefleischproduktion hat nicht nur eine hohe Selbstversorgungsrate erreicht, sondern auch eine höhere Akzeptanz bei den Verbrauchern, die bereit sind, für tierfreundlicher produziertes Fleisch mehr zu bezahlen.
In Österreich gibt es mittlerweile auch einige Betriebe, die auf Biohaltung umgestellt haben. Diese Betriebe zeigen, dass es möglich ist, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, ohne auf Kosten der Tiere zu produzieren. Die Biohaltung schreibt weiche und tiefe Stroheinstreu vor, was den Tieren ein besseres Leben ermöglicht.
Zukunftsaussichten
Der VGT hofft, dass der heutige Protest vor dem Ministerrat ein Umdenken in der Politik bewirkt. Die Forderung nach einem Verbot des Vollspaltenbodens und der Einführung von Stroheinstreu in der Schweinehaltung wird lauter. Viele Experten sind sich einig, dass eine solche Reform nicht nur den Tierschutz verbessern würde, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist.
„Die Zukunft der Schweinehaltung muss tierfreundlich und nachhaltig sein“, so ein Experte. „Wir können es uns nicht leisten, weiterhin auf Kosten der Tiere zu wirtschaften. Die Konsumenten verlangen zunehmend nach Produkten, die unter besseren Bedingungen hergestellt werden.“
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die österreichische Politik bereit ist, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Bedingungen für Schweine zu verbessern. Der Druck von Tierschutzorganisationen und der Öffentlichkeit wird sicherlich nicht nachlassen.
Fazit
Der heutige Protest des VGT hat erneut auf das dringende Problem der Schweinehaltung in Österreich aufmerksam gemacht. Die Forderungen nach einer verpflichtenden Stroheinstreu und einem Verbot des Vollspaltenbodens sind nicht nur aus ethischer Sicht gerechtfertigt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Schweden hat gezeigt, dass es möglich ist, tierfreundlichere Haltungsformen erfolgreich umzusetzen. Es bleibt zu hoffen, dass Österreich diesem Beispiel folgt und die notwendigen gesetzlichen Änderungen vornimmt.