Ein Abend voller Spannung und brisanter Enthüllungen: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Literatur am Ring“ wurde im österreichischen Parlament das Buch „Die Verschwundenen von Londres 38“ von Philippe Sands vorgestellt. Der britische Menschenrechtsanwalt und Autor zieht mit seinen erschütternden Einblicken in die Geschichte der Pinochet-Diktatur und deren Verbindungen zu NS-Verbrechern die Zuhörer in seinen Bann.

Schockierende Verbindungen zwischen Nazis und Pinochet!

Der renommierte Autor Philippe Sands, bekannt für seine packenden Enthüllungen, legt in seinem neuesten Werk die dunklen Geheimnisse der Vergangenheit offen. Im Mittelpunkt steht der hochrangige Nazi Walther Rauff, verantwortlich für die Entwicklung der berüchtigten Gaswägen während des Zweiten Weltkriegs, der nach Chile floh und dort unter der schützenden Hand des Diktators Pinochet weiterwirkte.

Ein Nazi unter Denkmalschutz?

Es klingt wie ein schlechter Krimi: Rauff, der Mann hinter den mörderischen Gaswägen, entkam der Justiz und fand in Chile eine neue Heimat, wo er Pinochet beim Aufbau von Konzentrationslagern unterstützte. Sands enthüllt, dass Rauff sogar für den deutschen Geheimdienst arbeitete, während er sich in Südamerika versteckte. Ein Brief an seine Freunde in Deutschland aus dem Jahr 1973 lässt einem das Blut in den Adern gefrieren: „Ich stehe jetzt unter Denkmalschutz.“

Einzigartige Einblicke in historische Strafverfahren

Philippe Sands, der selbst 1998 in das juristische Verfahren gegen Pinochet involviert war, gibt in seinem Buch faszinierende Einblicke in die Komplexität internationaler Strafverfahren. Er beleuchtet die Bedeutung des Haftbefehls gegen Pinochet, der als Präzedenzfall die Welt erschütterte, und verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Verbrechen gegen das Völkerrecht auch über Ländergrenzen hinweg verfolgt werden.

Persönliche Verbindungen und dramatische Zufälle

Die Recherchen von Sands sind geprägt von unglaublichen Zufällen und persönlichen Verbindungen. Sein Großvater musste 1938 aus Wien fliehen, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Diese persönliche Geschichte verbindet sich mit seiner Arbeit an der sogenannten „Rattenlinie“, einer Fluchtroute für Nazis nach Südamerika, die auch von österreichischen Geistlichen unterstützt wurde.

Im Gespräch mit der Historikerin Marie-Theres Arnbom teilt Sands seine Erfahrungen und hebt die Bedeutung der wertfreien Darstellung seiner Recherchen hervor. Er möchte den Lesern die Möglichkeit geben, sich selbst ein Bild der komplexen Zusammenhänge zu machen.

Ein Team-Projekt voller Hingabe

Die Entstehung des Buches war ein langwieriger Prozess, der über zehn Jahre dauerte. Sands arbeitet eng mit einer PhD-Studentin zusammen, um sicherzustellen, dass jede Wahrnehmung und jedes Detail korrekt dargestellt wird. Diese akribische Arbeit ermöglicht es ihm, ein umfassendes Bild der Verbindungen zwischen zwei der brutalsten Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu zeichnen.

Die Veranstaltung wurde live übertragen und ist als Video-on-Demand in der Mediathek des Parlaments verfügbar. Weitere Informationen und Fotos finden sich im Webportal des Parlaments.