Ein neues Rechtsgutachten sorgt für Aufsehen in ganz Österreich: Straßennamen, die an schwer belastete Nationalsozialisten erinnern, sollen entfernt werden! Die Entscheidung könnte weitreichende Folgen haben und viele Gemeinden betreffen. Doch was steckt genau hinter diesem Gutachten und was bedeutet es für die Bürger?
Ein Gutachten mit Sprengkraft
Es war ein gewöhnlicher Mittwochmorgen, als der Braunauer Gemeinderat eine Entscheidung treffen sollte, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus Wellen schlagen würde. Am 2. Juli 2025 steht ein brisantes Thema auf der Tagesordnung: Die Umbenennung von Verkehrsflächen, die die Namen schwer belasteter Nationalsozialisten tragen. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die rechtlichen Grundlagen solcher Straßennamen beleuchtet.
Die Stimme des Experten
Der angesehene Verfassungsexperte Markus Vašek von der Johannes-Kepler-Universität Linz hat die Rechtslage geprüft und kommt zu einem klaren Ergebnis: Straßennamen, die Nationalsozialisten würdigen, müssen entfernt werden. Diese Praxis verstößt gegen Artikel 9 des Staatsvertrages und ist damit verfassungswidrig.
„Die kompromisslose Ablehnung des Nationalsozialismus ist ein grundlegendes Merkmal der wiedererstandenen Republik“, heißt es in einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs. Österreich hat sich verpflichtet, alle Spuren des Nazismus aus seinem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu entfernen. Dazu gehören auch Straßenbezeichnungen, die nach der NS-Zeit entstanden sind.
Die historischen Hintergründe
Der Staatsvertrag von 1955, ein Meilenstein in der Geschichte Österreichs, legte den Grundstein für die Souveränität des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. In Artikel 9 verpflichtet sich Österreich, alle Spuren des Nazismus zu beseitigen. Diese Verpflichtung findet sich in zahlreichen Aspekten des öffentlichen Lebens wieder, einschließlich der Benennung von Straßen und Plätzen.
Historisch gesehen, war die Umbenennung von Straßen immer wieder ein Mittel, um politische Veränderungen sichtbar zu machen. In den Jahren nach dem Krieg wurden viele Straßen, die nach NS-Größen benannt waren, umbenannt. Doch einige blieben bestehen, oft aus Unwissenheit oder Gleichgültigkeit.
Ein Blick auf andere Bundesländer
Das Problem der NS-belasteten Straßennamen ist nicht auf Braunau oder Oberösterreich beschränkt. In ganz Österreich gibt es ähnliche Fälle. In Wien beispielsweise wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Straßen umbenannt, die nach umstrittenen Persönlichkeiten benannt waren. Auch in der Steiermark und in Kärnten wurden ähnliche Diskussionen geführt.
Ein Experte für Geschichte und Kultur erklärt: „Die Umbenennung von Straßen ist ein notwendiger Schritt, um mit der Vergangenheit abzuschließen und ein Zeichen für die Zukunft zu setzen. Es geht darum, den Opfern des Nationalsozialismus Respekt zu zollen und die Lehren aus der Geschichte zu ziehen.“
Die Auswirkungen auf die Bürger
Die Umbenennung von Straßen kann für die betroffenen Anwohner einige praktische Herausforderungen mit sich bringen. Adressen müssen geändert, Dokumente aktualisiert und Navigationssysteme angepasst werden. Doch viele Bürger sehen dies als kleinen Preis für eine gerechtere Gesellschaft.
Ein Anwohner aus Braunau äußert sich: „Natürlich ist es etwas umständlich, all diese Änderungen vorzunehmen, aber wenn es dazu beiträgt, die Geschichte richtigzustellen und ein Zeichen gegen den Faschismus zu setzen, dann ist es das wert.“
Die Rolle der Gemeinden
Jede Gemeinde ist nun gefordert, die Biographien der Namensgeber ihrer Straßen wissenschaftlich zu untersuchen. Bestätigt sich der Verdacht einer schweren NS-Belastung, sind die Namen zu ändern. Diese Aufgabe ist nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine moralische.
Ein Sprecher des Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus betont: „Die Gemeinden stehen in der Verantwortung, diese Änderungen zügig und transparent durchzuführen. Es geht nicht nur um die Einhaltung der Verfassung, sondern auch um die Gestaltung eines positiven gesellschaftlichen Klimas.“
Ein Blick in die Zukunft
Die Umsetzung des Gutachtens wird sicherlich Zeit in Anspruch nehmen, doch die Richtung ist klar: Österreich muss sich seiner Vergangenheit stellen und die notwendigen Schritte unternehmen, um alle Spuren des Nationalsozialismus zu beseitigen. Dies könnte auch eine Neubewertung anderer öffentlicher Symbole und Denkmäler nach sich ziehen.
„Wir haben die Verantwortung, die Geschichte aufzuarbeiten und sicherzustellen, dass sich solche Zeiten niemals wiederholen“, erklärt ein Kulturhistoriker. „Die Umbenennung von Straßen ist nur ein erster Schritt auf diesem langen Weg.“
Die politische Dimension
Politisch könnte diese Entwicklung zu Spannungen führen. Während einige Parteien die Umbenennungen unterstützen, könnten andere sie als unnötige Vergangenheitsbewältigung sehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politischen Landschaften in den kommenden Monaten entwickeln werden.
Ein Politikwissenschaftler kommentiert: „In Zeiten, in denen der Rechtsextremismus in Europa wieder auf dem Vormarsch ist, ist es besonders wichtig, klare Zeichen zu setzen. Die Umbenennung von Straßen, die nach NS-Tätern benannt sind, ist ein solches Zeichen.“
Fazit
Das Rechtsgutachten zur Entfernung von NS-belasteten Straßennamen ist ein bedeutender Schritt für Österreich. Es zeigt, dass das Land bereit ist, seine Vergangenheit kritisch zu hinterfragen und notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um eine gerechtere Zukunft zu gestalten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie schnell und effektiv die Gemeinden diese Veränderungen umsetzen können.
Für die Bürger bedeutet dies nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine moralische Verpflichtung, sich aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen und die Lehren daraus zu ziehen.
Weitere Informationen und die vollständige Pressemitteilung finden Sie auf der Webseite des Mauthausen Komitees Österreich unter diesem Link.