Am 26. Juni 2025 fand im österreichischen Parlament eine denkwürdige Veranstaltung statt, die das Schicksal der Heimatvertriebenen ins Zentrum rückte. 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der bedeutende Beitrag dieser Menschen zur Zweiten Republik gewürdigt. Millionen deutschsprachiger Menschen, darunter viele Altösterreicher, wurden aus ihren Heimatländern vertrieben und fanden in Österreich eine neue Heimat. Diese Veranstaltung war nicht nur eine Erinnerung an ihre persönlichen Verluste, sondern auch eine Anerkennung ihres Einflusses auf den Aufbau Österreichs.
Ein Tag des Gedenkens
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz eröffnete die Veranstaltung und betonte die Verantwortung, die Österreich für das Erbe der Vertriebenen trägt. Er beschrieb das Parlament als einen symbolträchtigen Ort für dieses Gedenken, da es die Wappen der neun Bundesländer und der ehemaligen Kronländer enthält. Diese erinnern an eine Verantwortung, die über die Staatsgrenzen hinausgeht.
Die historische Perspektive
Florian Kührer-Wielach, Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München, bot einen wissenschaftlich-historischen Überblick über die Flucht und Vertreibung aus europäischer und österreichischer Sicht. Er plädierte für eine differenzierte Aufarbeitung, um nicht in die „Kollektivismus-Falle“ zu tappen. Diese historische Analyse verdeutlichte die komplexen Zusammenhänge und die Notwendigkeit einer objektiven Betrachtung der Ereignisse.
Deutschland im Vergleich
Hartmut Koschyk, ehemaliger deutscher Bundestagsabgeordneter, erläuterte den Umgang mit Vertriebenen in Ost- und Westdeutschland. In der DDR wurde das Thema oft ausgeblendet, um die sozialistischen Bruderstaaten nicht zu brüskieren. In Westdeutschland hingegen wurden die Vertriebenen durch Gesetze wie das Bundesvertriebenengesetz unterstützt. Dies zeigt die unterschiedlichen Herangehensweisen in Deutschland und Österreich und die Herausforderungen, denen sich die Vertriebenen gegenübersahen.
Die Auswirkungen auf Österreich
Die Heimatvertriebenen leisteten einen unschätzbaren Beitrag zur Zweiten Republik. Viele von ihnen brachten wertvolle Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die sie in den Wiederaufbauprozess einbrachten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bei der Integration trugen sie maßgeblich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Österreichs bei. Diese Veranstaltung war eine Anerkennung ihrer Leistungen und ein Appell, ihre Geschichte nicht zu vergessen.
Eine Zukunft der Versöhnung
Die Veranstaltung endete mit einem Appell an die nachfolgenden Generationen, die Geschichte der Vertreibungen differenziert aufzuarbeiten und daraus zu lernen. Der Blick in die Zukunft sollte von Empathie und Selbstreflexion geprägt sein, um eine Kultur der Versöhnung zu fördern. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist ein fortwährender Prozess, der keine „Opferkonkurrenz“ zulassen sollte.
Ein Blick nach vorn
Die Veranstaltung im österreichischen Parlament war ein wichtiger Schritt in Richtung einer umfassenden Anerkennung der Leistungen der Heimatvertriebenen. Sie erinnerte daran, dass die Geschichte dieser Menschen ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Identität ist. Die Herausforderungen der Vergangenheit sollten als Lehre für eine bessere Zukunft dienen, in der Integration und Versöhnung im Vordergrund stehen.
Weitere Informationen und Fotos von der Veranstaltung finden Sie auf dem Webportal des Parlaments.