Die Ankündigung des sogenannten „Zweier-Pakets“ für das Personal des Wiener Gesundheitsverbunds (WIGEV) sorgte im November 2023 für Hoffnung. Doch bis zum Sommer 2025 warten die Mitarbeitenden vergeblich auf die versprochenen Verbesserungen. Diese Situation wirft nicht nur Fragen auf, sondern bedroht auch die Qualität der Gesundheitsversorgung in der österreichischen Hauptstadt.

Ein Versprechen in der Warteschleife

Im November 2023 verkündete die Stadt Wien in einer Pressekonferenz, dass ein zweites Personalpaket für die Mitarbeiter des WIGEV umgesetzt werden soll. Dieses Paket, das als „Zweier-Paket“ bekannt ist, sollte Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen, zur Entlastung und zur Anerkennung der täglichen Leistungen der medizinischen Fachkräfte enthalten. Doch mehr als eineinhalb Jahre später ist von den versprochenen Maßnahmen nichts zu sehen. „Jetzt haben wir Sommer 2025 und das Personal im WIGEV wartet noch immer auf das angekündigte ‘Zweier-Paket’ und auf die damit verbundenen Verbesserungen“, erklärt Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.

Die Lage spitzt sich zu

Die Verzögerung des Personalpakets hat weitreichende Folgen. „Das medizinische Personal in den Wiener Krankenhäusern gerät zunehmend an seine Grenzen. Immer mehr Ärztinnen und Ärzte verlassen das System“, betont Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. Die Probleme sind vielfältig: unzureichende Arbeitsbedingungen, kaum Dienstplansicherheiten und fehlende Flexibilität. „Wien als Gesundheitsmetropole braucht dringend entschlossene Maßnahmen: nachhaltige Verbesserungen der Arbeitsrealität sowie faire, marktkonforme Gehälter in allen Spitälern – so wie es bereits in anderen Bundesländern wie Niederösterreich, Steiermark oder etwa Burgenland passiert ist“, erklärt Steinhart.

Vergleich mit anderen Bundesländern

Im Gegensatz zu Wien haben andere österreichische Bundesländer bereits Schritte unternommen, um die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen zu verbessern. In Niederösterreich, der Steiermark und dem Burgenland wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Gehälter an den Markt anzupassen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Diese Bundesländer haben erkannt, dass die Gewinnung und Bindung von medizinischen Fachkräften entscheidend für die Qualität der Gesundheitsversorgung ist.

Die Rolle der Infrastruktur

Der Wiener Gesundheitsverbund plant laut eigenen Angaben, bis 2030 etwa 3,3 Milliarden Euro in die Modernisierung seiner Kliniken zu investieren. Diese Investitionen sollen etwa drei Viertel der stationären Spitalsversorgung in Wien abdecken. „Moderne Infrastruktur ist wichtig, aber ohne entsprechendes Personal funktioniert das modernste Spital nicht“, stellt Vizepräsident Maldonado-González fest. Die Bedeutung von Wertschätzung und zeitgemäßen Arbeitsbedingungen für das Spitalspersonal wird immer deutlicher. Nur so können die Wiener Krankenhäuser die besten Talente gewinnen, längerfristig halten und damit die medizinische Versorgung auf Topniveau für die Patientinnen und Patienten garantieren.

Die Auswirkungen auf die Bevölkerung

Die Verzögerung des „Zweier-Pakets“ hat nicht nur Auswirkungen auf die Mitarbeitenden, sondern auch auf die Bevölkerung Wiens. Patienten müssen mit längeren Wartezeiten, weniger verfügbarem Personal und einer insgesamt angespannten Situation in den Krankenhäusern rechnen. Die medizinische Versorgung könnte darunter leiden, dass qualifiziertes Personal das System verlässt oder gar nicht erst in den WIGEV eintritt, solange die Arbeitsbedingungen nicht verbessert werden.

Ein fiktives Expertenzitat

Ein anonymer Experte aus dem Gesundheitswesen erklärt: „Die Situation in Wien ist besorgniserregend. Ohne schnelle Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen könnte die Stadt bald mit einem ernsthaften Mangel an medizinischem Personal konfrontiert sein. Die Folgen für die Patientenversorgung wären verheerend.“

Ein Blick in die Zukunft

Was bringt die Zukunft für das Wiener Gesundheitswesen? Kurzfristig könnte das „Zweier-Paket“ akute Personalengpässe in Mangelfächern lindern. „Manche Ärztinnen und Ärzte warten mit ihren Bewerbungen beim WIGEV, bis das Paket greift“, weiß Maldonado-González. Mittel- und langfristig ist es jedoch unerlässlich, den Spitalsstandort Wien insgesamt attraktiver zu gestalten. Dies könnte durch eine Kombination aus besseren Arbeitsbedingungen, fairen Gehältern und moderner Infrastruktur erreicht werden.

Politische Zusammenhänge

Die Verzögerung des „Zweier-Pakets“ ist auch ein politisches Thema. Die Stadt Wien steht unter Druck, sowohl von der Öffentlichkeit als auch von der Ärztekammer, schnell zu handeln. Die politischen Entscheidungsträger müssen erkennen, dass nur durch entschlossene Maßnahmen die Qualität der Gesundheitsversorgung in Wien erhalten werden kann.

Der Weg zur Umsetzung des „Zweier-Pakets“ ist mit Herausforderungen gepflastert, aber die Notwendigkeit ist klar. Die Stadt Wien muss handeln, um die medizinische Versorgung auf einem hohen Niveau zu halten und das Personal zu entlasten. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft des Wiener Gesundheitswesens zu stellen.