Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die ungarische Regierung unter Viktor Orbán hat die diesjährige Budapest Pride verboten. Ein drastischer Eingriff in das Recht auf Versammlungsfreiheit, der europaweit für Aufsehen sorgt. Doch Wiens Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler lässt sich davon nicht abschrecken. Sie wird kommenden Samstag nach Budapest reisen, um sich solidarisch mit der queeren Community und der ungarischen Zivilgesellschaft zu zeigen.

Ein Zeichen der Verbundenheit

„Gerade dort, wo Freiheitsrechte eingeschränkt werden, braucht es klare Zeichen der Verbundenheit“, betont Kaup-Hasler. Ihre Teilnahme ist mehr als ein symbolischer Akt – sie ist Ausdruck aktiver Unterstützung und ein kulturpolitisches Bekenntnis zur Demokratie, zur Sichtbarkeit und zur Freiheit der Kunst. Auf dem Programm steht auch ein Austausch mit Budapests Bürgermeister Gergely Karácsony, der selbst für eine offene, progressive Stadtpolitik eintritt.

Wiens Rolle als Europäische Demokratiehauptstadt

Die Reise nach Budapest steht auch im Zeichen von Wiens Rolle als Europäische Demokratiehauptstadt 2025. In diesem Jahr setzt sich Wien verstärkt mit der Frage auseinander, wie offene Gesellschaften gestärkt, demokratische Prozesse gesichert und alle Stimmen gehört werden können. Die Situation in Ungarn führt eindrücklich vor Augen, wie fragil demokratische Errungenschaften sein können.

Kultur als politisches Statement

Kaup-Hasler unterstreicht: „Wer kulturelle Vielfalt ernst meint, kann sich der Realität von Diskriminierung nicht verschließen.“ Die Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten ist kein Randthema, sondern zentral für jede demokratische Gesellschaft. Kultur entsteht in sozialen Räumen, die geprägt sind von Machtverhältnissen, von Ungleichheiten – aber auch von Solidarität, Widerstand und künstlerischer Freiheit.

Wien als verlässlicher Partner

Die Wiener Kulturpolitik basiert auf Teilhabe und Inklusion. Diese Prinzipien sind fest im Selbstverständnis der Stadt verankert – und sie enden nicht an der Stadtgrenze. Gerade im Rahmen ihrer Rolle als Europäische Demokratiehauptstadt will Wien internationale Verantwortung übernehmen, Debatten ermöglichen und aktiv dort Präsenz zeigen, wo demokratische Rechte unter Druck geraten.

„Wien lebt durch das kulturelle Schaffen seiner Vielen. Kultur entsteht nicht aus sich selbst, sondern im Austausch mit Publikum, Künstlern, Verwaltung und Politik“, erklärt Kaup-Hasler. „Will Kultur lebendig bleiben, muss sie sich einmischen. Sie muss Partei ergreifen, wo Freiheit, Sichtbarkeit und Teilhabe in Frage gestellt werden.“

Ein deutliches Signal

Mit ihrer Teilnahme an der von der ungarischen Regierung verbotenen Pride in Budapest sendet die Kulturstadträtin ein deutliches Signal: für eine solidarische europäische Öffentlichkeit, für das Recht auf Vielfalt – und für eine demokratische Kultur, die Haltung zeigt. Diese Reise ist nicht nur ein politisches Statement, sondern auch ein Appell an die europäische Gemeinschaft, den Wert der Demokratie und der kulturellen Vielfalt zu wahren.

Historischer Hintergrund

Ungarn steht seit Jahren in der Kritik, die Rechte von Minderheiten zu beschneiden und die Pressefreiheit einzuschränken. Die Regierung Orbán hat bereits mehrfach Gesetze erlassen, die als diskriminierend angesehen werden. Die Entscheidung, die Pride zu verbieten, ist ein weiteres Beispiel für die restriktive Politik, die das Land seit Jahren prägt.

Die Budapest Pride ist seit ihrer Gründung ein wichtiges Symbol für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn und darüber hinaus. Sie steht für Vielfalt, Akzeptanz und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Verbot der Veranstaltung ist ein herber Rückschlag für die Community und ein alarmierendes Signal für die gesamte europäische Gemeinschaft.

Vergleich mit anderen Ländern

Während in vielen europäischen Ländern die Rechte der LGBTQ+-Community gestärkt werden, geht Ungarn einen anderen Weg. In Österreich etwa wurde die Ehe für alle bereits 2019 eingeführt, während in Deutschland ähnliche Rechte seit 2017 gelten. Der Unterschied zwischen diesen Ländern und Ungarn könnte kaum größer sein, was die Akzeptanz und Gleichstellung betrifft.

Konkrete Auswirkungen

Für die Bürger in Ungarn hat das Verbot der Pride konkrete Auswirkungen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Regierung die Meinungsfreiheit weiter einschränken könnte. Für die LGBTQ+-Gemeinschaft bedeutet es, dass sie weiterhin um ihre Rechte kämpfen muss und dass sie sich nicht darauf verlassen kann, dass ihre Anliegen in der Politik Gehör finden.

In Österreich hingegen zeigt sich, dass die Politik bereit ist, die Rechte von Minderheiten zu stärken und zu schützen. Die Reise von Kaup-Hasler nach Budapest ist ein Beweis dafür, dass Wien sich nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene für die Rechte von Minderheiten einsetzt.

Expertenmeinungen

Ein Experte für europäische Politik erklärt: „Die Entscheidung der ungarischen Regierung, die Pride zu verbieten, ist ein beunruhigender Schritt in die falsche Richtung. Es ist wichtig, dass andere Länder ein Zeichen setzen und zeigen, dass sie diese Entwicklungen nicht akzeptieren.“

Ein Kulturwissenschaftler fügt hinzu: „Kultur ist ein mächtiges Werkzeug, um politische und soziale Veränderungen herbeizuführen. Die Teilnahme von Kaup-Hasler an der Pride, trotz des Verbots, ist ein starkes Zeichen dafür, dass Kultur nicht nur unterhalten, sondern auch aufklären und mobilisieren kann.“

Zukunftsausblick

Die Frage, wie es in Ungarn weitergeht, bleibt offen. Die internationale Gemeinschaft wird genau beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Es ist zu hoffen, dass der Druck von außen dazu führt, dass die ungarische Regierung ihre Politik überdenkt und die Rechte von Minderheiten stärker schützt.

Für Wien und Europa insgesamt ist die Reise von Kaup-Hasler ein wichtiges Signal. Sie zeigt, dass es möglich ist, sich gegen Diskriminierung und für Vielfalt einzusetzen, auch wenn die Umstände schwierig sind. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Engagement andere Städte und Länder inspiriert, ähnliche Schritte zu unternehmen.

Die Situation in Ungarn ist ein eindringliches Beispiel dafür, wie fragil demokratische Errungenschaften sein können. Doch sie zeigt auch, dass es möglich ist, Zeichen der Hoffnung zu setzen und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Die Reise der Wiener Kulturstadträtin nach Budapest ist ein solches Zeichen – und es bleibt zu hoffen, dass es nicht das letzte ist.