Der 3. August 2025 ist ein Datum, das in den Kalendern der Österreicher einen besonderen Platz einnimmt. An diesem Tag hat die Bevölkerung Österreichs rechnerisch bereits so viel Zucker konsumiert, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ein ganzes Jahr empfiehlt. Diese alarmierende Erkenntnis hat foodwatch Österreich dazu veranlasst, den ‚Sugar-Overload-Day‘ auszurufen – ein Weckruf an die Nation und ein dringender Appell an die Politik, endlich zu handeln.
Was ist der Sugar-Overload-Day?
Der Begriff ‚Sugar-Overload-Day‘ beschreibt den Tag, an dem eine Bevölkerung die empfohlene Jahresdosis an Zucker bereits konsumiert hat. In Österreich fällt dieser Tag 2025 auf den 3. August. Das bedeutet, dass die Österreicher innerhalb von nur acht Monaten die Menge an Zucker zu sich genommen haben, die für ein ganzes Jahr als gesundheitlich unbedenklich gilt.
Laut der WHO sollten maximal 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus freiem Zucker stammen. Für einen Erwachsenen in Österreich entspricht das etwa 53,5 Gramm pro Tag. Doch die Realität sieht anders aus: Der durchschnittliche Konsum liegt bei fast 92 Gramm täglich, was in etwa 24 Zuckerwürfeln entspricht. Diese Zahlen sind schockierend und zeigen, dass Österreichs Bevölkerung weit über den empfohlenen Grenzen liegt.
Die gesundheitlichen Folgen
Die gesundheitlichen Konsequenzen dieser Überzuckerung sind gravierend. Bereits 3,7 Millionen Erwachsene in Österreich sind übergewichtig, viele davon leiden an Adipositas, einer krankhaften Form des Übergewichts. Besonders besorgniserregend ist die Situation bei den Kindern: Jedes vierte Mädchen und jeder dritte Bub im Volksschulalter ist übergewichtig. Die gesundheitlichen Risiken, die mit Übergewicht einhergehen, sind vielfältig. Sie reichen von Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu bestimmten Krebsarten.
Ein Experte erklärt: ‚Der übermäßige Zuckerkonsum ist ein stiller Killer. Er führt nicht nur zu Übergewicht, sondern erhöht auch das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen. Die Politik muss dringend handeln, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.‘
Die Rolle der Lebensmittelindustrie
Ein großer Teil des Problems liegt in der Lebensmittelindustrie, die Zucker als billigen Geschmacksverstärker in einer Vielzahl von Produkten einsetzt. Selbst Produkte, die auf den ersten Blick nicht als Süßigkeit erkennbar sind, enthalten oft große Mengen zugesetzten Zuckers. Besonders problematisch sind Kinderprodukte, die häufig überzuckert sind. Die WHO empfiehlt, dass Kinder zwischen vier und sieben Jahren nicht mehr als 38,75 Gramm Zucker pro Tag konsumieren sollten – ein Wert, der in vielen Fällen weit überschritten wird.
Foodwatch fordert Maßnahmen
Foodwatch Österreich sieht die Verantwortung für die Zuckerflut nicht bei den Konsumenten, sondern bei einer Lebensmittelpolitik, die versagt hat. Die Organisation fordert daher entschlossene Maßnahmen, um die Überzuckerung der Ernährung zu bekämpfen.
- Kracherl-Steuer auf gesüßte Getränke: Internationale Erfahrungen zeigen, dass eine Zuckersteuer wirken kann. Sie würde den Zuckergehalt in Getränken senken und somit die Gesundheit der Bevölkerung schützen.
- Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse streichen: Gesunde Ernährung sollte nicht teurer sein als der Konsum von süßen Limonaden oder Snacks. Die rechtlichen Möglichkeiten für eine Steuerbefreiung innerhalb der EU existieren bereits, doch die österreichische Regierung hat bisher keine Maßnahmen ergriffen.
- Einführung des Nutri-Scores: Der Nutri-Score bietet transparente Informationen auf einen Blick und hilft Konsumenten, ausgewogenere Kaufentscheidungen zu treffen. Obwohl die Regierung angekündigt hat, die Kennzeichnung zu ermöglichen, fehlt bis heute die gesetzliche Grundlage.
Ein weiterer Experte merkt an: ‚Die Zuckerflut ist kein individuelles Problem – sie ist das Resultat von politischer Untätigkeit gegenüber einer mächtigen Industrie. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung handelt und Maßnahmen ergreift, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.‘
Vergleich mit anderen Ländern
Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass Österreich nicht allein mit diesem Problem dasteht. Viele Länder haben jedoch bereits Maßnahmen ergriffen, um den Zuckerkonsum zu reduzieren. In Großbritannien beispielsweise wurde eine Zuckersteuer auf Softdrinks eingeführt, die zu einem signifikanten Rückgang des Zuckergehalts in diesen Getränken geführt hat. Auch in Frankreich und Mexiko wurden ähnliche Schritte unternommen, die positive Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit hatten.
Die Auswirkungen auf die Bürger
Für die Bürger bedeutet die aktuelle Situation eine erhöhte Gesundheitsgefahr. Die Folgen von Übergewicht und den damit verbundenen Krankheiten belasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Betroffenen selbst, die mit gesundheitlichen Einschränkungen und einer verminderten Lebensqualität leben müssen.
Ein Betroffener erklärt: ‚Es ist schwer, sich gesund zu ernähren, wenn gesunde Produkte teurer sind als ungesunde. Die Politik muss dafür sorgen, dass gesunde Ernährung für alle erschwinglich ist.‘
Zukunftsausblick
Die kommenden Jahre könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Gesundheit der österreichischen Bevölkerung entwickelt. Sollten die geforderten Maßnahmen von foodwatch umgesetzt werden, könnte dies zu einer signifikanten Verbesserung der Situation führen. Eine Zuckersteuer, die Streichung der Umsatzsteuer auf Obst und Gemüse und die Einführung des Nutri-Scores könnten den Zuckerkonsum reduzieren und die Bevölkerung zu gesünderen Entscheidungen motivieren.
Ein weiterer Experte prognostiziert: ‚Wenn Österreich jetzt handelt, können wir eine Generation von gesünderen Menschen aufwachsen sehen. Es ist an der Zeit, dass die Politik den Mut hat, gegen die Interessen der Lebensmittelindustrie vorzugehen und die Gesundheit der Bevölkerung in den Vordergrund zu stellen.‘
Insgesamt zeigt der Sugar-Overload-Day, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Gesundheit der Bevölkerung steht auf dem Spiel, und es liegt an der Politik, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um eine gesündere Zukunft für Österreich zu gewährleisten.